DXRacer Martian Pro XL im Test/Review

DXRacer

DXRacer gilt als der Pionier unter den Gaming-Stuhl-Herstellern. Das Unternehmen wurde bereits 2001 gegründet, damals jedoch noch als Zulieferer für die Automobilindustrie, spezialisiert auf Sitze für Luxussportwagen. Diese DNA ist bis heute spürbar: Der Fokus auf Stahlrahmenkonstruktionen und festen Seitenhalt stammt direkt aus dem Fahrzeugbau.

Im Jahr 2006 transferierte DXRacer als erster Hersteller den Rennsitz auf ein Bürostuhl-Gestell und begründete damit quasi im Alleingang die Kategorie des modernen Gaming-Stuhls. Mit Hauptsitz in Michigan, USA, und einer globalen Präsenz ist die Marke heute im E-Sport allgegenwärtig. Mit der Martian-Serie kehrt der DXRacer nun zu seinen Wurzeln zurück und integriert aktive Komfortfunktionen, wie sie in modernen Fahrzeugcockpits Standard sind, in den heimischen Arbeitsplatz.

Bestellvorgang, Verpackung und Lieferumfang

Bestellung

Der DXRacer Martian Pro ist in den USA bereits zum Preis von 899 $ erhältlich. Aktuell gibt es in Deutschland ausschließlich die DXRacer Martian Standardvariante in XL für 599€ in schwarz. Die Martian Pro Version und weitere Farbvarianten wie Weiß oder Schwarz-Rot und die direkte Listung in Deutschland hängen laut Hersteller von der Marktnachfrage ab, bedeutet, dass es ist hier noch kein festes Datum für den Marktstart gibt.

Der Hauptunterschied des Non-Pro-Modells zur Pro Variante ist die fehlende Klimatisierungs- und Massagefunktion, die elektrische Rückenlehne ist jedoch auch hier an Bord. Ein Vergleich der beiden Varianten ist im Abschnitt Martian Standard vs. Pro einzusehen.

Auf unserer Nachfrage ob Erweiterungen, wie z.B. Kissensets für den Martian Pro bereitgestellt werden, wurde uns mitgeteilt, dass dieser um eine optionale Fußstütze (89 $ in den USA) erweitert werden könnte. Eine erste Veröffentlichung gab es dazu von DXRacer auf Instagram, jedoch wurden ähnlich zum Bereitstellungsdatum des Stuhls auch zur Fußstütze keine weiteren Daten genannt. Sollte sich hier was ändern, werden wir euch entsprechend informieren.

• Auf Rückfrage wurde uns mitgeteilt, dass nach aktuellen Plan der Martian Pro ab dem 29. Dezember 2025 über den EU-Shop bestellbar ist.
• Der Preis des Martian Pro soll 799 € betragen.
• Mittelfristig sollen erstmal keine weiteren Features, wie die Fußlehne angeboten werden.

Verpackung

Wer sich für den Martian Pro XL entscheidet, sollte sich auf ein schweres Paket gefasst machen. Der Karton bringt stolze 38,2 kg auf die Waage (Netto-Gewicht des Stuhls: 32,4 kg). Die Maße von ca. 91 x 78 x 38 cm machen den Transport in den ersten Stock zu einer sportlichen Aufgabe. Im Inneren setzt DXRacer auf dicke Schaumstoffpolster und Kartonagen, um die schweren Komponenten und vor allem die Elektronik zu schützen. Natürlich stellt das viel verwendete Plastik hier wieder einen Minuspunkt für uns dar.

Im Vergleich dazu haben Hersteller wie noblechairs mittlerweile ein umweltfreundlicheres Kartonagesystem. Transportschäden konnten wir an unserem Muster nicht feststellen. Der Versand erfolgt aus dem DXRacer EU Lager in Tschechien.

Lieferumfang

Der Lieferumfang fällt aufgrund der technischen Features umfangreicher aus als gewohnt. Neben den Bauteilen des Stuhls finden sich im Paket das Akku-Pack mit Netzteil, die Anleitung und das Montagewerkzeug mit M8 - Innensechskantschlüssel und M6 - Kreuzschlitz-Schraubendreher.

Aufbau

Der Aufbau des Martian Pro unterscheidet sich in einigen Punkten von herkömmlichen Stühlen, da hier auch elektrische Verbindungen hergestellt werden müssen.

Positiv fällt auf, dass DXRacer die meisten Schrauben bereits an den entsprechenden Gewinden vormontiert hat. Das erspart das Suchen in Plastiktüten und stellt sicher, dass man sofort weiß, welche Schraube wohin gehört. Man dreht sie heraus, fügt die Teile zusammen und schraubt sie wieder fest.

Da die Aufbauanleitung nur mit Illustrationen arbeitet, benennen wir die Teile nach den üblichen Beschreibungen. Hier nach der Reihenfolge der Bilder auf der ersten Seite benannt:

• A - Rückenlehne
• B - Sitzfläche mit vormontierten Armlehnen und Klimatisierungstasten
• C - Aluminium-Fußkreuz
• D - Magnetisches Kopfkissen (Memory Foam)
• E - Seitenabdeckungen mit Steuerungsfunktion
• F - Sitzmechanik mit Hebel
• G - Teleskopabdeckung
• H - Gasdruckfeder
• I - 5x 60mm PU-Rollen
• J - Montagewerkzeug
• K - Akku-Pack (12.6V Lithium-Ion)
• L - 1,5 Meter langes Netzteil

Wie immer, packen wir erst mal alle Teile aus der Verpackung aus und kontrollieren sie nach möglichen Transportschäden oder Werksfehlern. Da hier uns nichts aufgefallen ist, ging es weiter mit dem Zusammenbau.

Der grundlegende Ablauf bleibt klassisch:

Fußkreuz

Zunächst werden die fünf Rollen [I] ans Fußkreuz [C] gesteckt und die Gasdruckfeder [H] zusammen mit der Teleskopabdeckung [G] in das Fußkreuz [C] eingesetzt.

Rückenlehne und Sitzfläche

Kniffliger wird es bei der "Hochzeit" von der Sitzfläche [B] und der Rückenlehne [A]. Nehmt euch am besten das Styroporpolster auf den Boden für die Sitzfläche [B], um dieses nicht zu zerkratzen oder zu verschmutzen. Hier müssen zunächst die vorgeschraubten M8-Bolzen mit Hilfe des Innensechskantschlüssels [J] abgeschraubt und beim Montieren der Rückenlehne [A] wieder verschraubt werden. Nimmt euch für diesen Schritt des Zusammenbaus gerne Hilfe dazu.

Sobald ihr die Rückenlehne [A] mit der Sitzfläche [B] verbunden habt, kommen die Seitenabdeckungen [E] dazu. Auch hier werden die vorgeschraubten M6-Kreuzschrauben mit Hilfe des Montagewerkzeugs [J] abgedreht und dann entsprechend der Seiten wieder dran montiert. Achtet darauf, dass die Kabel aus den vorgesehenen Ausfräsungen rausschauen, um diese später mit dem Akku-Pack zu verbinden.

Akkupack

Im nächsten Schritt kümmern wir uns um das Akkupack [K] und die Verkabelung mit den Steuereinheiten [E].

Dafür drehen wir den Stuhl auf das Polster so um, dass wir einfacher an die untere Seite des Sitzes [B] gelangen. Hier öffnen wir dann die Haube, unter dem das Akkupack [K] dran montiert wird. Dafür nehmen wir uns dieses und schieben es seitlich in die dafür vorgesehene Halterung ein.

Für die Verbindungen der Kabel sind glücklicherweise klare Beschriftungen vorhanden wie z.B. "1" zu "1", die wir dann einfach nach Abbildung miteinander verbinden. An den Kabel sind auch Verankerungen dran, die zum Halt in die vorgesehen Einbohrungen gesteckt werden. Nun können wir die Haube wieder mit den magnetischen Halterungen befestigen.

Sitzmechanik

Nachdem wir uns um das Akkupack [K] gekümmert haben, folgt nun die Installation der Sitzmechanik [F]. Dafür schrauben wir die vier bereits eingeschraubten M8-Innensechskantenschrauben auf der unteren Seite des Sitzes ab [B], halten die Sitzmechanik [F] entsprechend der vorgeschraubten Löcher vor und montieren mit Hilfe unserer Montagewerkzeugs [J] diese wieder dran. Achtet darauf, dass die Schraube für die Neigungsspannung nach vorne und die Einbuchtung für die Gasdruckfeder nach hinten zeigen. Die beiden Hebel [F] können dann entsprechend ihrer Abbildung an die Sitzmechanik [F] befestigt werden

Fertigstellung

Zu guter Letzt wird das Fußkreuz [C] mit der Gasdruckfeder [H] an die Sitzmechanik [F] angebracht. Nun wo eurer Stuhl fertig aufgebaut ist, könnt ihr diesen Umdrehen. Aufgrund des hohen Gewichts durch die Motoren und die Mechanik, empfehlen wir euch auch dafür Unterstützung zu holen. Zum Schluss können wir nun das magnetische Kopfkissen [D] und das Netzteil anbringen [L].

Bedienung

Der DXRacer Martian Pro XL ist ein technisches Schwergewicht. Die Bedienung erfolgt teils mechanisch, teils elektrisch über das Bedienpanel an der rechten Seite der Sitzfläche oder an der Bedienung und Hebel der Seitenabdeckungen.

Neigungseinstellung

Vergesst den klassischen Hebel an der Seite. Die Neigung der Rückenlehne wird beim Martian Pro elektrisch gesteuert. Über den Hebel am linken Panel der Seitenabdeckung lässt sich die Lehne stufenlos zwischen 90° und 135° verstellen.

Der Motor arbeitet zuverlässig, ist dabei aber durch ein leises Surren hörbar. Der Vorteil: Man kann die Position mikrometergenau einstellen, ohne an feste Rasterstufen gebunden zu sein. Ein nettes Gimmick: Beim Verstellen leuchtet eine gelbe LED-Leiste an der Seite auf. Wobei wir hier die Beleuchtung gerne eher als RGB-Dekoeffekt gesehen hätten.

Für die Schwergewichte unter euch, so wie ich es bin: Beim Hochfahren kommt der Motor mit den 120kg Kampfgewicht beim Hochfahren der Lehne spürbar an seine Grenzen. Man sollte die elektrische Verstellung also keinesfalls als "Aufstehhilfe" missbrauchen, sondern die Rückenlehne beim Hochfahren idealerweise etwas entlasten.

Neigungsspannung

Die Neigungsspannung bestimmt, wie leicht sich der Stuhl beim Zurücklehnen bewegt (Rocking-Funktion). Unter dem Sitz befindet sich der klassische Drehknopf, mit dem diese Spannung angepasst werden kann. Eine Drehung im Uhrzeigersinn erhöht die Spannung ("Tighten") und macht das Wippen schwerer, während eine Drehung gegen den Uhrzeigersinn die Spannung verringert ("Loosen") und das Zurücklehnen erleichtert. Da die Mechanik das höhere Gewicht des Stuhls kompensieren muss, ist der Regelbereich ab Werk bereits angenehm straff ausgelegt.

Einrastbare Neigungsfunktion

Auf der linken Seite unter der Sitzfläche befindet sich ein Hebel zur Steuerung der Wippmechanik. Durch Umlegen des Hebels kann der "Rocking Mode" entweder freigegeben oder gesperrt werden. Ist die Funktion aktiviert, erlaubt der Stuhl ein Wippen von bis zu 15 Grad. Ihr könnt aber auch in jeder Neigung die Einstellung sperren.

Höheneinstellung

Die Sitzhöhe wird konventionell über einen Hebel an der rechten Seite (unter der Sitzfläche) gesteuert. Dabei wird die Höhe der Sitzfläche zwischen 50 und 58 cm angepasst.

Der Verstellbereich der Gasdruckfeder passt gerade so zur empfohlenen Körpergröße der XL-Variante (180 - 195 cm). Mit meiner Größe von 185 cm, komme ich mit den Füßen gerade so an den Boden an, weshalb wir den Stuhl entsprechend erst ab einer Körpergröße von 185 cm empfehlen würden. Personen die kleiner sind, müssen damit rechnen, dass die Füße frei schweben.

Armlehnen

DXRacer verbaut sogenannte 4D-Armlehnen. Diese lassen sich durch den äußeren Hebel in der Höhe verstellen, mit dem inneren vorderen Knopf nach vorne und hinten ziehen sowie nach innen oder außen drehen. Außerdem lässt sich durch dem inneren, mittleren Knopf die Armlehne seitlich verschieben. Sowohl die Materialien, als auch die Funktionen sind von sehr guter Qualität und hier gibt es von unserer Seite nichts zu beanstanden.

Eine Besonderheit beim Martian Pro: Die Oberseiten der Armlehnen sind magnetisch befestigt und können bei Bedarf ausgetauscht oder zur Reinigung einfach abgenommen werden ("Top Replacement System"). Diese werden mit etwas Kraft vom unteren Rand angehoben. Die Polsterung ist aus einem mittelfesten PU-Material, das angenehm für die Ellbogen ist. Inwieweit hier auch Armlehnen von DXRacer für einen einfachen Austausch angeboten werden, ist derzeit noch offen.

Lendenstütze

Bei der Lendenstütze spielt der Martian Pro seine Trümpfe aus. Anstatt eines losen Kissens oder einer simplen mechanischen Stütze verbaut DXRacer eine pneumatische Lordosenstütze mit acht Luftkammern. Über ein kreisförmiges Bedienkreuz an der rechten Seitenabdeckung lässt sich die Stütze nicht nur in der Tiefe [Vor- und Zurückpfeiltasten], sondern durch separate Ansteuerung der verschiedenen Kammer auch in der Höhe [Oben- und Untenpfeiltasten] variieren. Das Luftpolster kann sich so dynamischer an den Rücken anpassen, was wir als angenehmer empfanden als starre mechanische Lösungen.

Kopfkissen

Das magnetische Kopfkissen hat uns positiv überrascht. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten wie z. B. dem Corsair TC500 LUXE hält es durch den starken Magneten und die große Auflagefläche deutlich stabiler und verrutscht auch kaum bei Bewegung. Man muss schon fast daran zerren, um es zu lösen. Aber Achtung: Aufgrund der starken Magneten wird empfohlen empfindliche elektronische Geräte lieber nicht in direkten Kontakt mit dem Kopfbereich zu bringen.

Smart-Features

Eine Besonderheit des Martian Pro im Vergleich zur Standard Martian Variante und herkömmlicher Gamingstühle sind die Smartfeatures, wie die Sitzbelüftung, -heizung und die Massagefunktion.

Sitzbelüftung

Sowohl die Sitzbelüftung als auch die Sitzheizung werden mittels Bedienpanel auf der rechten Seite der Sitzfläche bedient. Hierbei haben beide Funktionen jeweils drei Stufen. Es kann jedoch immer nur eine der beiden Funktionen aktiviert sein.

Die Sitzbelüftung wird durch die von DXRacer benannten Vortex-Lüfter dargestellt. Diese saugen einfach die Luft durch die kleinen Löcher auf der Sitzfläche des Sitzes an und führen Feuchtigkeit und Wärme ab. Dies verhindert effektiv das "Klebe-Gefühl" im Sommer. Es handelt sich hier also mehr um eine Abluft-Funktion und keine aktive Klimaanlage. Dies funktioniert auch in der Praxis ganz gut und hält die Beine doch frischer.

Sitzheizung

Bei der Sitzheizung wurden unsere Erwartungen leider enttäuscht. Die Sitzheizung ist kaum mit der Leistung einer Auto-Sitzheizung (die oft bis zu ~50°C erreicht) vergleichbar. Tatsächlich wärmt sich der Sitz durch die eigene Körperwärme fast genauso schnell auf wie durch die Technik.

Wir haben mit Hilfe unserer Wärmebildkamera nachgemessen und eine Temperatur von maximal 30°C feststellen können. Beim Schwenk auf das Netzteil stellten wir ironischerweise fest: Dieses wird sogar wärmer als der Sitz selbst. Auch der Unterschied zwischen den drei Heizstufen war für uns kaum spürbar. Hier hätten wir in dieser Preisklasse deutlich mehr Power erwartet.

Uns ist natürlich bewusst, dass eine starke Heizleistung den Akku im kabellosen Betrieb extrem schnell leerziehen würde. Dennoch wirkt die Umsetzung hier verschenkt. DXRacer hätte dies gegebenenfalls durch zwei Betriebsmodi lösen können: Einen Energiesparmodus für den Akkubetrieb und einen Leistungsmodus mit voller Wärmeentwicklung, sobald der Stuhl fest am Stromnetz hängt. So bleibt das Feature leider hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Massage

Bei der Massagefunktion nutzt der Stuhl die acht integrierten Luftkammern für eine Druckpunktmassage. Es handelt sich also nicht um mechanische Rollen, wie man sie aus großen Massagesesseln kennt.

Die Bedienung erfolgt über das Bedienkreuz an der rechten Seitenabdeckung: Durch das Bestätigen der "M"-Taste aktiviert ihr das System. Ein weiterer Klick wechselt durch die sechs verfügbaren Modi (Pulse, Continuous, Wave, Normal, Auto, Mixed), die die acht Druckpunkte in unterschiedlichen Intervallen und Reihenfolgen ansteuern. Durch ein zweisekündiges Gedrückthalten, schaltet ihr die Massagefunktion wieder aus.

Das Feature dient eher der leichten Aktivierung und Durchblutung während langer Sessions als einer echten Muskelentspannung. Unser Fazit fällt hier ernüchternd aus: Wir geben dem Feature eine 5/10. Es ist ein nettes Gimmick, erfüllt aber lange nicht die Erwartungen im Vergleich zu einem echten Massagesessel.

Hinweis

Alle elektronischen Funktionen schalten sich nach 10 Minuten Inaktivität automatisch ab, um den Akku zu schonen.

Akku und Netzteil

Ein kritischer Blick lohnt sich auch auf die Energieversorgung, denn hier klaffen Herstellerversprechen und Realität weit auseinander.

Netzteil

Das mitgelieferte Netzteil erfüllt zwar seinen Zweck, ist mit einer Kabellänge von ca. 1,5 Metern jedoch extrem knapp bemessen. Für einen festen Betrieb am Schreibtisch ist das in den meisten Setups viel zu kurz. Das impliziert: DXRacer sieht das Kabel primär als reines Ladekabel, nicht für den dauerhaften "kabelgebundenen" Betrieb während der Nutzung. Wer den Stuhl laden muss, während er zockt, braucht also eine Steckdose in unmittelbarer Nähe oder ein Verlängerungskabel.

Akkulaufzeit: Theorie vs. Praxis

DXRacer wirbt mit einer beeindruckenden Laufzeit von bis zu 360 Stunden. In unserem Test mit dem Martian Pro kamen wir jedoch bei intensiver Nutzung nur auf wenige Stunden.

Hier muss man jedoch differenzieren, wie diese Diskrepanz zustande kommt: Die Angabe von 360 Stunden bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den Betrieb der reinen Verstellmotoren wie die Rückenlehne und die Lordosenstütze, wie sie auch in der Standardvariante des Martians XL (ohne "Pro") verbaut sind. Diese verbrauchen nur Strom, wenn sie bewegt werden.

Beim Martian Pro hingegen kommen die "Smart Features" (Heizung, Lüftung, Massage) hinzu. Diese sind Dauerverbraucher. Rein rechnerisch besitzt der verbaute 5.000 mAh Akku eine Kapazität von ca. 60 Wattstunden. Da Heizung und Lüftung zusammen schnell 20 bis 30 Watt ziehen, ist der Akku nach 2 bis 3 Stunden leer. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Standby-Verbrauch: Selbst wenn der Stuhl nur ungenutzt "herumstand", war der Akku in unserem Test nach einer Woche komplett leer.

Wer also den Aufpreis für die Pro-Features zahlt und diese auch tatsächlich nutzt, muss sich auf häufige Ladezyklen einstellen.

Design, Material und Sitzgefühl

Design

In der schwarzen Ausführung wirkt der Stuhl schlicht und fügt sich gut in verschiedene Setups ein. Allgemein zeichnet sich der Martian Pro durch spezifische Aufnähungen aus; besonders die Bestickungen des Markennamens und die dekorativen Dreiecksmuster werten die Optik auf und wirken sauber verarbeitet.

Im Detail fallen jedoch einige Punkte auf: Die Perforation im Sitz ist zwar notwendig für die Belüftung, unterbricht aber unserer Meinung das ansonsten glatte Design optisch etwas. Beim magnetischen Kopfkissen setzt DXRacer auf ein geflocktes Logo anstelle einer hochwertigen Bestickung.

Auch die bereits erwähnte gelbe LED-Leiste an den Seiten setzt einen visuellen Akzent. Während sie funktional als Bewegungsindikator dient, hätten wir uns aus rein ästhetischer Sicht mehr Variabilität gewünscht. Anstelle eines reinen Status-Feedbacks wäre eine konfigurierbare RGB-Beleuchtung eine sinnvolle Ergänzung gewesen, um den Stuhl auch visuell dauerhaft in das Setup zu integrieren.

Material

Beim Bezugsmaterial verwendet DXRacer ein sogenanntes EPU-Kunstleder. Haptisch hinterlässt es einen sehr guten Eindruck: Es ist weich, wirkt widerstandsfähig und erinnert in der Griffigkeit an Nappaleder. Der Stahlrahmen und das Fußkreuz aus verstärktem Aluminium sorgen für eine hohe Grundstabilität. Auch die 4D-Armlehnen inklusive der Polsterung aus PU-Material wirken hochwertig und robust. Die mitgelieferten Rollen entsprechen dem marktüblichen Standard.

Ein qualitatives Gefälle zeigt sich jedoch bei den Seitenabdeckungen. Im Gegensatz zum massiven Korpus des Stuhls bestehen diese aus vergleichsweise dünnem Kunststoff. Sowohl haptisch als auch während der Montage fällt dieses Bauteil gegenüber der sonstigen Materialqualität ab und wirkt weniger wertig.

Sitzgefühl

Das Sitzgefühl des Martian Pro XL ist – charakteristisch für DXRacer – eher fest ausgelegt. Der verwendete Kaltschaum besitzt eine hohe Dichte, was ein tiefes Einsinken verhindert und eine stützende Haltung fördert. Im direkten Vergleich zu unserem letzten Referenzmodell, dem noblechairs DAWN, erreicht der Martian Pro in puncto Sitzkomfort nicht ganz dessen Niveau. Wir stufen das Sitzgefühl als gut und solide ein, für das Prädikat "sehr gut" fehlt jedoch das letzte Quäntchen Komfort und Ergonomie, das der DAWN bietet.

Positiv hervorzuheben ist das Platzangebot der XL-Variante: Mit einer Schulterbreite von fast 60 cm und der hohen Rückenlehne finden diejenigen, die zwischen 1,85 m und 1,95 groß sind problemlos Platz, ohne im Schulterbereich eingeengt zu werden. Das magnetische Kopfkissen hält sicher an der gewünschten Position und lässt sich flexibel an die Körpergröße anpassen. Hier steht im Vergleich zum Corsair TC500 LUXE deutlich mehr Fläche für die individuelle Positionierung zur Verfügung.

Martian Standard vs. Pro

Wer sich für den DXRacer Martian interessiert, steht unweigerlich vor der Frage: Reicht das Standard-Modell oder muss es die Pro-Version sein? Der Preisunterschied ist mit 599 € (Standard) gegenüber ca. 799 € (Pro) beträchtlich. Doch was bekommt man für den Aufpreis wirklich?

Gemeinsamkeiten

Die gute Nachricht vorweg: Das Kerngerüst ist bei beiden Stühlen identisch. Sowohl der Martian Standard als auch der Martian Pro verfügen über:

• Die elektrische Verstellung der Rückenlehne (90°–135°).
• Die pneumatische Lordosenstütze, die sich in Höhe und Tiefe anpassen lässt.
• Die gleiche Rahmenkonstruktion und EPU-Kunstleder .
• Die 4D-Armlehnen mit dem magnetischen Wechsel-Feature.

Das bedeutet: Wer den Stuhl primär wegen seines Sitzkomforts und der präzisen elektrischen Einstellung kauft, muss beim Standard-Modell keine Abstriche machen.

Unterschiede: Die "Smart Features"

Der Aufpreis des Pro-Modells fließt fast ausschließlich in die aktive Klimatisierung und die Massagefunktion.

• Kühlung & Heizung: Nur der Pro besitzt die Lüfter im Sitzpolster und die Heizdrähte.
• Massage: Die Druckpunktmodule sind exklusiv im Pro verbaut.

Übersichtstabelle

Unsere Einschätzung

Für den reinen Sitzkomfort ist der Martian Standard XL der klare Preis-Leistungs-Sieger. Er bietet die gleiche Lordosenstütze und die stufenlose elektrische Verstellung für deutlich weniger Geld. Der Martian Pro lohnt sich nur für diejenigen, die spezifisch Wert auf die Sitzbelüftung legen – denn dies ist das einzige "Smart Feature", das im Test wirklich überzeugen konnte.

Spezifikation & Technische Daten

Der DXRacer Martian Pro XL ist technisch für ein Gewicht von bis zu 135 kg und eine Körpergröße bis 1,95 m ausgelegt. Aufgrund der hohen minimalen Sitzhöhe empfehlen wir den Stuhl jedoch erst ab einer Körpergröße von 1,85 m.

Fazit zum DXRacer Martian Pro XL

Der DXRacer Martian Pro XL ist weit mehr als nur ein Gaming-Stuhl – er wirkt wie ein ambitionierter Blick in die Zukunft, fühlt sich aber an manchen Stellen eher noch wie eine Beta-Version für kommende Features an. DXRacer zeigt zwar interessante Ansätze, doch die Umsetzung wirkt noch nicht final zu Ende gedacht.

Die pneumatische Lordosenstütze ist komfortabel und durch die elektrische Verstellung bequem zu bedienen, unterscheidet sich im Stützeffekt aber nicht revolutionär von guten mechanischen Systemen anderer Premium-Stühle. Die Sitzbelüftung empfanden wir als angenehmes Feature an warmen Tagen, sie ist im aktuellen Zustand aber noch kein alleiniges Kaufargument.

Insgesamt hinterlässt der Martian Pro gemischte Gefühle. Die Sitzheizung ist viel zu schwach und die Massagefunktion bleibt ein nettes Gimmick ohne therapeutischen Tiefgang. Schwer wiegt zudem das Energie-Management: Die Akkulaufzeit ist bei Nutzung der Pro-Features sehr gering und der hohe Standby-Verbrauch nervt im Alltag.

Für große, technikbegeisterte Nutzer, die das Budget haben (799 €) und Lust auf neue Spielereien verspüren, ist der Martian Pro XL ein spannendes Experiment. Der hohe Aufpreis für die teils unausgereiften Smart-Features ist jedoch schwer zu rechtfertigen.

Anders sieht es beim Martian Standard XL (599 €) aus: Wer einen stabilen XL-Stuhl sucht, bekommt hier für den Preis eines üblichen Premium-Gaming-Stuhls bereits die elektrische Rückenlehne und Lordosenstütze dazu. Im allgemeinen Marktvergleich bietet der Standard damit ein überraschend starkes Preis-Leistungs-Verhältnis für alle, die "Heavy Duty"-Qualität mit elektrischem Komfort verbinden wollen, ohne für Spielereien zu bezahlen.

Pro

• Pneumatische Lordosenstütze (bequem per Knopfdruck verstellbar)
• Angenehme Sitzbelüftung
• Stufenlose elektrische Rückenlehnenverstellung
• Hochwertige Verarbeitung von Rahmen und EPU-Kunstleder
• Sehr stabiles, magnetisches Kopfkissen mit großer Auflagefläche
• Vielseitige 4D-Armlehnen mit magnetischem Wechselsystem

Contra

• Sitzheizung zu schwach
• Akkulaufzeit bei Nutzung sehr kurz & hoher Standby-Verbrauch
• Massagefunktion bietet nur eine leichte Druckpunktmassage
• Verstellmotor tut sich bei schwereren Nutzern (>100 kg) hörbar schwer
• Ladekabel viel zu kurz für den dauerhaften Betrieb am Schreibtisch
• Seitenabdeckungen wirken haptisch billig im Vergleich zum Rest des Stuhls