Auf dem Gamescom Stand von Caseking stellt der Hersteller Cyberith ein sehr spannendes und zugleich Aufsehen erregendes Produkt aus. Beim sogenannten Virtualizer kann man sich in alle Richtungen bewegen, gehen, laufen, sitzen, rennen und springen – aber nur in der Theorie.

Rennen zwecklos

Wenn man erst einmal drin steckt, die Oculus Rift DK2 bereit und kalibriert ist, landet man in einer von Cyberith entwickelten Demo-Umgebung. Man kann sich um 360 Grad drehen, in jede Richtung gehen, auch wenn es gelegentlich Aussetzer gibt. Man erforscht die Welt ganz frei und kann dann in eine versteckte Ruine eintreten. Die Grafik ist wirklich gut und die VR-Erfahrung ist auch erstaunlich gut. Wir haben vorher bereits Erfahrungen mit dem DK2 gemacht und das unwohle Bauchgefühl kam bei echt vielen Spielen auf, doch nicht bei der Techdemo von Cyberith. Auch unsere Testprobandin, die zuvor noch nie in einer VR-Brille steckte, hatte weder Übelkeit noch ein komisches Bauchgefühl. Das spricht an sich wirklich für das Konzept – wären da nicht die negativen Punkte.

Wunschdenken versus Realität

In einem Demovideo auf dem Caseking Stand zeigt Cybernith euphorisch machende Szenen. Battlefield 4 Action pur und super schnelle Interaktionen, dazu noch Sitzen und Springen als Sahnehäubchen. Die Realität sieht leider total anders aus. Wir haben versucht zu rennen und das war alles andere als leicht! Man wäre faktisch schon müde, bevor man beim Kampfgeschehen ankommt! Nach einer Stunde Spielzeit würde man auch eine große Pause einlegen. Schnelle und intensive Matches gegen Leute an Tastatur und Maus sind faktisch undenkbar. Man muss sein Gleichgewicht halten, während man permanent den Moonwalk vorwärts macht! Das heißt die Hände sind nicht für Controller frei, denn man hält sich an der Konstruktion fest. Sitzen und springen soll soweit funktionieren, zum Testen kamen wir nicht, weil man von der Welt und den „neuen Möglichkeiten“ bereits ziemlich beeindruckt ist. Kurz gesagt: Virtualizer passt bisher in eine Spielothek eher als in ein Gamerzimmer.

Moonwalk vorwärts im Loop!

Der Virtualizer setzt auf drei grundlegende Sensoren. Um den Traggürtel herum ist ein Kreis, der sich um 360 Grad nach rechts oder links drehen lässt. Im Boden sind optische Sensoren verbaut, die die Bewegung der Füße verfolgen. Dazu gibt es drei Arme, die den Gürtelkomplex umfassen. Diese lassen sich flexibel nach oben und unten schieben. Damit erkennt das System, ob der User sich setzt/duckt oder springt. Die optischen Sensoren im Boden decken nicht genug Fläche ab und erkennen große Schritte nicht. Das führt dazu, dass man viele kleinere Schritte macht, schneller müde wird und sich etwas komisch vorkommt. Mit normalen Schuhen oder Socken wird man auf der Oberfläche nicht richtig gleiten. Darum zieht man „Spezialsocken“ über die Schuhe, um den geforderten Gleiteffekt zu bekommen.

Zwischenbilanz

Nach einem 15-minütigen Test kann man soviel sagen, dass das VR-Erlebnis deutlich besser ist mit dem Virtualizer. Das Produkt ist nicht final und wird noch weiter entwickelt. Berücksichtigt man kleine Bugs und die VR-Erfahrung, sieht man viele Einsatzmöglichkeiten und Potenzial darin. Was das gute Stück kosten soll, ist nicht klar. Klar ist, dass sich das wohl nicht jeder in sein „Spielezimmer“ stellen wird.