Trading (Bild © trading.de)
Der Begriff „Proprietary Trading“ – kurz Prop Trading – stammt ursprünglich aus dem klassischen Bankwesen. Finanzinstitute handelten hierbei auf eigene Rechnung, um Gewinne abseits des Kundengeschäfts zu erzielen. Nach der Finanzkrise 2008 und durch strengere Regulierungen wie die Volcker Rule in den USA zogen sich viele Banken aus diesem Segment zurück. Das Vakuum füllten spezialisierte Firmen, die nun privaten Tradern den Zugang zu institutionellem Kapital ermöglichen. „Wir beobachten eine Demokratisierung des Börsenhandels, bei der nicht mehr das eigene Bankkonto über den Erfolg entscheidet, sondern ausschließlich die Fähigkeit, Märkte korrekt zu analysieren“, erklärt Andre Witzel von Trading.de.
Das Prinzip klingt verlockend: Ein Händler bekommt ein Konto mit beispielsweise 100.000 US-Dollar Kaufkraft gestellt. Erwirtschaftet er Gewinne, darf er einen Großteil davon behalten – oft bis zu 80 oder 90 Prozent. Verluste hingegen trägt die Firma, wobei das Konto bei Erreichen einer bestimmten Verlustgrenze sofort gesperrt wird. Der Händler verliert in diesem Szenario kein eigenes Geld, sondern lediglich die Möglichkeit, weiter für die Firma zu handeln.
Die Hürde vor dem Kapital
Wer glaubt, sich einfach anmelden und loslegen zu können, irrt. Bevor auch nur ein Cent echtes Geld fließt, müssen Interessenten eine Qualifikationsphase durchlaufen. Diese dient den Firmen als Filter, um die Spreu vom Weizen zu trennen. „Die Anbieter haben kein Interesse an Zockern“, betont Witzel. „Es geht darum, konstante Profite unter Einhaltung strikter Risikoparameter nachzuweisen. Wer hier scheitert, war nie bereit für das Handeln mit großen Summen.“
In der Regel besteht diese Prüfung aus zwei Phasen. In der ersten Stufe muss ein bestimmtes Gewinnziel erreicht werden, ohne dabei ein maximales Verlustlimit zu verletzen. Die zweite Stufe dient der Bestätigung der Ergebnisse. Erst wer diesen Prozess erfolgreich absolviert, erhält den Status eines „Funded Traders“. Für Einsteiger ist es wichtig zu verstehen, dass diese Challenges meist kostenpflichtig sind. Die Gebühren dienen den Firmen einerseits als Einnahmequelle, andererseits als psychologische Barriere, um die Ernsthaftigkeit der Bewerber zu testen. Seriöse Informationen über die Funktionsweise der Börse und die Risiken spekulativer Geschäfte bietet unter anderem die Börse Frankfurt, die regelmäßig Bildungsmaterialien für Anleger bereitstellt. Ein solides Grundwissen ist die Basis, ohne die jede Challenge zum Scheitern verurteilt ist.
Die richtige PC Hardware zum Prop Trading
Oft wird unterschätzt, dass zum professionellen Handel auch eine zuverlässige technische Infrastruktur gehört. Zwar benötigen angehende Prop Trader keinen Hochleistungs-Gaming-PC, doch Stabilität ist oberstes Gebot. Technische Aussetzer während einer volatilen Marktphase können fatal sein und unnötige Verluste verursachen, die das strenge Drawdown-Limit gefährden. Andre Witzel räumt dabei mit einem weitverbreiteten Klischee auf: „Viele Einsteiger glauben, sie bräuchten sofort eine Wall-Street-Wand mit sechs Monitoren. Das lenkt zu Beginn oft nur ab.“ Ein moderner Laptop oder Desktop-PC mit ausreichend Arbeitsspeicher und vor allem einer stabilen, kabelgebundenen Internetverbindung genügt völlig, um die gängigen Handelsplattformen latenzfrei zu bedienen.
Risikomanagement als zentraler Baustein
Der Kern des Prop Tradings liegt nicht in der Gewinnmaximierung um jeden Preis, sondern im Erhalt des Kapitals. Die Firmen geben strenge Regeln vor, wie viel ein Händler pro Tag oder insgesamt verlieren darf (Drawdown). Wird diese Grenze überschritten, ist das Konto weg. Diese Mechanismen zwingen den Händler zu einem professionellen Risikomanagement, das im privaten Handel mit eigenem Geld oft vernachlässigt wird.
Andre Witzel sieht hierin den größten Lerneffekt für Marktteilnehmer: „Ein Prop Trader lernt sehr schnell, dass Verluste zum Geschäft gehören, aber begrenzt werden müssen. Das Regelwerk ist kein Gängelungsinstrument, sondern die Lebensversicherung des Portfolios.“ Wer im privaten Depot dazu neigt, Verlustpositionen laufen zu lassen in der Hoffnung auf eine Wende, wird im Prop Trading innerhalb weniger Tage aussortiert.
Das Geschäftsmodell der Anbieter funktioniert nur, wenn sie profitable Händler finden, deren Gewinne die Verluste der erfolglosen Kandidaten und die Betriebskosten übersteigen. Daher stellen die Firmen oft professionelle Handelsplattformen und Analysetools zur Verfügung.
Der Markt der Anbieter und Unterschiede
Die Landschaft der Prop-Trading-Firmen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Die Angebote unterscheiden sich teils deutlich in Bezug auf Gewinnaufteilung, Hebelwirkung, handelbare Instrumente und die Regeln zum Drawdown. Während einige Anbieter den Handel über Nacht oder am Wochenende erlauben, verbieten ihn andere strikt. Auch die Gebührenstruktur für die Challenges variiert. Da der Markt mittlerweile sehr unübersichtlich geworden ist, empfiehlt es sich dringend, die Konditionen genau zu prüfen. Ein Blick auf Prop Trading Firmen im Vergleich hilft dabei, seriöse Anbieter von weniger vorteilhaften Modellen zu unterscheiden und das für die eigene Strategie passende Unternehmen zu finden. „Man darf sich nicht von hohen Kontogrößen blenden lassen“, warnt Witzel. „Ein 200.000-Dollar-Konto bringt nichts, wenn die Verlustregeln so eng gefasst sind, dass normaler Marktrauschen ausreicht, um ausgestoppt zu werden. Das Kleingedruckte entscheidet über die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs.“
Psychologie als Zünglein an der Waage
Technisches Verständnis und eine funktionierende Strategie sind notwendig, aber oft nicht hinreichend für den dauerhaften Erfolg. Der mentale Druck verändert sich, sobald es um Fremdkapital geht. Zwar haftet der Trader nicht mit seinem Privatvermögen für Verluste am Markt, doch der Leistungsdruck während der Challenge oder im gefundeten Status ist enorm. Die Angst, das Konto wieder zu verlieren, führt oft zu irrationalen Entscheidungen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt regelmäßig vor den Risiken komplexer Finanzprodukte und der psychologischen Belastung im schnellen Handel. Auch im Prop Trading gilt: Die Psyche ist oft das schwächste Glied in der Kette.
„Wir sehen immer wieder Händler, die technisch brillant sind, aber an ihrer eigenen Erwartungshaltung zerbrechen“, berichtet Witzel aus seiner Erfahrung. „Prop Trading erfordert eine fast stoische Ruhe. Wer Verluste persönlich nimmt oder dem Markt seinen Willen aufzwingen will, wird scheitern. Disziplin ist hier die härteste Währung.“
Rechtliche Einordnung und Geschäftsmodell
Rechtlich gesehen bewegen sich die meisten Prop-Trading-Firmen in einem speziellen Bereich. Da der Händler kein eigenes Geld investiert (außer der Prüfungsgebühr), handelt es sich oft nicht um klassische Finanzdienstleistungen, die einer Lizenzierung als Broker bedürfen. Der Händler agiert als Auftragnehmer für die Firma. Gewinne werden meist als Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder sonstige Einkünfte versteuert – hier ist jedoch im Einzelfall immer ein Steuerberater zu konsultieren, da die Gesetzgebung komplex ist. Kritiker werfen manchen Anbietern vor, dass ihr Geschäftsmodell primär auf den Einnahmen durch die Challenge-Gebühren basiert und weniger auf den tatsächlichen Handelsgewinnen. Dies trifft sicherlich auf schwarze Schafe der Branche zu. Etablierte Anbieter hingegen haben ein valides Interesse daran, Langzeitpartnerschaften mit profitablen Tradern aufzubauen, da sie an deren Erfolg partizipieren. Ein weiterer Aspekt ist die technische Ausführung. Oft handeln die Teilnehmer in einer simulierten Umgebung (Demo-Konto), auch wenn sie bereits „funded“ sind. Die Firma kopiert die Trades der erfolgreichen Händler dann auf das eigene Echtgeld-Konto oder zahlt die Gewinne aus dem eigenen Cashflow, solange die Beträge überschaubar sind. Dies reduziert das Risiko für die Firma weiter.
Chance für Disziplinierte
Das Prop Trading hat die Einstiegsbarrieren zum professionellen Börsenhandel gesenkt. Es bietet Talenten die Chance, Einkommen zu erzielen, das mit eigenem Kapital in weiter Ferne läge. Doch es ist kein schneller Weg zum Reichtum. Die strengen Regeln und der Leistungsdruck sieben gnadenlos aus. Wer das Prop Trading als Beruf betrachtet und bereit ist, in seine Ausbildung und mentale Stärke zu investieren, findet hier ein faires Spielfeld. Andre Witzel fasst es treffend zusammen: „Der Markt fragt nicht nach dem Namen oder der Herkunft. Er fragt nur nach der richtigen Entscheidung zur richtigen Zeit. Prop Trading gibt jedem die Werkzeuge, aber das Handwerk muss man selbst beherrschen.“
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