Ascend 910 (Bild © Huawei)
Die Veröffentlichung soll die Arbeit von Entwicklern, die mit Ascend-Chips arbeiten, vereinfachen und eine unabhängige KI-Entwicklungsumgebung außerhalb der Reichweite der US-Technologieregulierung fördern. Huawei hat bereits wichtige Partner aus Wissenschaft und Industrie, darunter die Tsinghua-Universität, die Peking-Universität, KI-Startups wie StepFun und Infinigence sowie die neu gegründete Model-Chips Ecosystem Innovation Alliance eingebunden, um vor der öffentlichen Einführung Governance-Standards und Richtlinien für Beiträge festzulegen.
In einer Zeit, in der die globale KI-Infrastruktur aus Sicherheits- und Souveränitätsgründen zunehmend kritisch hinterfragt wird, positioniert Huawei mit seiner Open-Source-Strategie CANN als potenzielles Gegengewicht zur CUDA-Plattform von NVIDIA. Im Gegensatz zu CUDA, das kürzlich die Kompatibilität mit Nicht-NVIDIA-Hardware eingeschränkt hat, wird CANN von Anfang an für Übersetzungsschichten und alternative Hardware-Unterstützung offen sein. Diese Offenheit könnte für Entwickler und Hardware-Anbieter interessant sein, die nach Alternativen zu herstellergebundenen Ökosystemen suchen.
Der Zeitpunkt der Ankündigung fällt mit einer zunehmenden regulatorischen Kontrolle ausländischer KI-Chips in China zusammen. Die Cybersicherheitsbehörden des Landes haben eine Sicherheitsüberprüfung der H20-GPU von NVIDIA eingeleitet und dabei Bedenken hinsichtlich ihrer Fernverwaltungsfunktionen und Auswirkungen auf die Datenhoheit geäußert. Im Gegensatz dazu positioniert Huawei seine Plattform als transparentere und souveränheitsfreundlichere Option, sowohl in technologischer als auch in politischer Hinsicht.
Huawei plant, den ersten Entwickler-Snapshot von CANN im vierten Quartal 2025 zu veröffentlichen. Diese Veröffentlichung wird mit der Einführung des Ascend 910C-Prozessors und einem gemeinsam mit Tencent Cloud entwickelten Server-Referenzdesign zusammenfallen. Durch die Bündelung von Software und Hardware in einem offenen Entwicklungsmodell scheint Huawei den Grundstein für ein eigenständiges KI-Ökosystem zu legen, das vom Silizium bis zur Anwendungsebene reicht.
Huawei hat die finanziellen und personellen Resourcen, um Chips zu fertigen und die Software zu entwickeln. Die Abhängigkeit von US-Lieferanten ist bereits seit Jahren als Gefahr für den Konzern erkannt worden und der Konkurrenzkampf mit US-Firmen wird immer größer, was Huawei dazu verleitet, mehr in Eigeninitiative In-House zu entwickeln. Damit kann man davon ausgehen, dass wir mehr von der Firma in diese Richtung hören und sehen werden.