Fractal Define R4

Fractal Design beschreibt sich selbst als Trendsetter für eine Reihe erfolgreich umgesetzter Detaillösungen im Gehäusebau. Wir müssen allerdings gleich zu Anfang dieses Berichtes festhalten, dass die mit Abstand größte Errungenschaft seitens des Herstellers die minimalistische Art und Weise ist, in welcher die Neuerungen an PC-Gehäusen stattfinden. Diese Treue zum Ursprungsdesign ist aus unserer Sicht gerade im schnelllebigen Peripheriemarkt ein wahres Plus, welches sich im Werterhalt des Produktes widerspiegelt. Zudem kann Fractal Design auf Bestehendes zurückgreifen und Interessenten einen attraktiven Endkundenpreis ermöglichen. Sicherlich gehen die Meinungen hier auseinander, jedoch zeigte sich in der Vergangenheit diese Art der Werterhaltung gerade bei hochkarätigen Marken immer wieder und wurde teilweise falsch interpretiert, sodass diese kleine Anmerkung im heutigen Bericht einen entsprechenden Stellwert einnimmt.


An dieser Stelle geht ein Dank an Fractal Design für die problemlose Bereitstellung des Testmusters.

Das Define R4 traf gut verpackt in einem äußerst robusten Karton bei uns ein. Innenliegende Formteile aus Styropor schützten die wertvolle Fracht gegen verrutschen und sorgten für große Knautschzonen. Von der Verpackung befreit, zeigt sich sofort das heute schon klassische Design, welches diese Gehäusereihe an den Tag legt. Dabei fällt als erstes die große Fronttür auf, die bis zuletzt durch eine Folie geschützt wird. Der Lieferumfang des skandinavischen Midi-Towers umfasst neben vielerlei Schrauben und einigen Kabelbindern zur Fixierung umher hängender Leitungen eine knappe aber gelungene Bedienungsanleitung. Hier findet der Käufer zahlreiche Informationen zur Ausstattung, Funktionalität sowie zur richtigen Handhabung des R4.

Neben der im heutigen Test vertretenden schwarzen Version gibt es das Define R4 auch mit weißer oder grauer Pulverbeschichtung. Äußerlich ist das Gehäuse, wie schon seine Vorgänger, unauffällig schlicht und glänzt durch eine klare Linienführung ohne aufdringliches oder verspieltes Design. Einen großen Beitrag leistet hierbei die Frontklappe, welche die herausgestellten Laufwerksschächte verdeckt und somit für eine einheitliche Farbgebung sowie ebene Oberfläche sorgt. Folglich ist es auch kein optisches Desaster in diesem Gehäuse beige 5,25“ Laufwerke einzubauen, da diese im Zeitalter von Flashspeichern und externen Festplatten so gut wie nie zu sehen sind. Die aus Kunststoff gefertigte Fronttür soll zudem ein gewisses Maß an Schallschutz sicherstellen und mindert ins besondere die nach außen dringenden Laufwerksgeräusche. Erwähnenswert ist außerdem, dass die Klappe durch zwei in der Front versteckte Permanentmagneten fixiert ist und sich erst durch einen gezielten Krafteinsatz öffnen lässt. Rein subjektiv bewertet, wurde der Punkt an dem die Zugkraft der Hand der Haltekraft der Magnete entspricht gut gewählt.

Technische Daten (Herstellerangaben)
Material Stahlblech, Kunststoff
Farbe (innen wie außen) schwarz / weiß
Maße (WxHxD) 232 x 464 x 523 mm
Mainboard Größen Mini-ITX, mATX, ATX, E-ATX
5,25" Schächte 2
3,5" Schächte 8
2,5" Schächte 8 (Nutzung der 3,5" Schächte)
Kühlung 2 x 140mm Lüfter
PCI-Schächte 8
I/O-Panel 2xUSB2.0, 2xUSB3.0, Audio
Anschlüsse 1x Mini-Display-Port, 1x USB 3.0,
1x Headset sowie der Anschluss für die Tastatur(en)
Netzteil nicht enthalten


Direkt oberhalb der Front befindet sich ein kleines Multifunktionspanel, welches neben dem mittig angeordneten Starttaster einen „Reset-Taster“ und eine Anzeige-LED für „Power“ oder „HDD“ vorhält. Zudem sind zwei USB 2.0, zwei USB 3.0 als auch Audio Ein- und Ausgangsbuchsen (3,5mm Klinke) im leicht zugänglichen Bereich des Panels installiert. Ein schneller Anschluss von tragbaren, externen Geräten wie „USB-Sticks“ oder z.B. Headsets ist somit sichergestellt.

Das Gehäuse besteht zum größten Teil aus Stahlblech und kommt dadurch auf ein relativ stattliches Nettogewicht von 12,3kg. Zusammen mit der Hardware ist dann auch schnell die 15 kg Marke überschritten, sodass der Transport zum Kraftakt wird. Da in den letzten Jahren der Mobilitätsbedarf von PCs dieser Größenordnung aber stark zurückgegangen ist, spielt das Gewicht in den meisten Fällen keine relevante Rolle mehr. Für diese Anwendungsfälle gibt es heute ITX-Systeme und genügend leistungsstarke Notebooks. Damit ist der Platz des Define R4 eindeutig unter dem heimischen Schreibtisch oder im Büro. Die Seitenteile lassen sich im alt bekannten Verfahren durch leichtes Ziehen in Richtung der Rückseite vom Gehäuse lösen. Voraussetzung hierfür ist selbstverständlich, dass die vier rückseitig angebrachten Rändelschrauben entfernt werden. Das Seitenteil, welches parallel zur Vorderseite des Mainboards liegt verfügt im Bereich der PCI-E Slots gestanzte Lüftungs- sowie Montagelöcher als Vorbereitung für einen 120mm oder 140mm großen Axiallüfter. Ebenso ist diese Vorbereitung für eine zusätzliche aktive Gehäusebelüftung im Oberteil vorhanden wobei an dieser Stelle gleich zwei der besagten Lüfter oder wahlweise ein 240mm Radiator für eine Wasserkühlung platznehmen könnte. Diese optionalen Montagemöglichkeiten wurden von Fractal Desgin serienmäßig mit einem ca. 12mm dicken Dämmmaterial gegen das Austreten störender Geräusche und für eine optimierte Luftströmung versiegelt. Zudem bieten für eine geminderte Geräuschkulisse die Seitenteile eine großflächige Dämmschicht zur weiteren Absorption unangenehmer Lüfter- und Laufwerksgeräusche.

Fractal Design setzt bei dem Define R4 von Werk aus auf eine zeitgemäße Grundlüftung, welche von zwei 140x140x25 mm großen Axiallüftern ausgeht. Davon ist einer der Lüfter im oberen Teil der Rückseite (Anschlussseite) installiert um erwärmte Luft aus dem Gehäuse rauszudrücken während ein zweiter die Umgebungsluft an der Vorderseite ansaugt und in das Define R4 leitet. Als löblich sind in diesem Zusammenhang die vormontierten Filter zu nennen, die vor den entsprechenden Frontlüftern montiert sind. Diese halten einen großen Anteil an Staub aus dem Gehäuse fern und erleichtern somit die Hardwarewartung drastisch. Regelmäßige Reinigung dieser feinporigen Netze führt somit zu längeren Wartungsintervallen und einer stets konstanten Leistung der aktiven Lüftungskomponenten. Richtige Filtermatten aus vliesartigen Stoffen wären mit Sicherheit noch effektiver was die Filterwirkung angeht. Allerdings müsste man bei der Verwendung solcher Produkte auch einen deutlich geminderten Volumenstrom bei steigender Geräuschkulisse hinnehmen. Insgesamt bietet Fractal Design mit der im Define R4 verbauten Variante somit einen Mittelweg aus Lüfterleistung, Lautstärke und Filterleistung.

Mit einer primitiven wenngleich absolut ausreichenden und vor allen Dingen einfach zu bedienenden Lüftersteuerung ermöglicht das Define R4 eine spannungsabhängige Drehzahleinstellung der verbauten Gehäuselüfter. Zu diesem Zweck befindet sich in der Gehäusefront ein kleiner Schiebeschalter, welcher die vom Netzteil bereitgestellten Spannungspotentiale nutzt um die Lüfter wahlweise mit 5V, 7V oder 12V Gleichspannung zu betreiben. Im Gehäuse finden sich hierzu drei Anschlussleitungen, welche über Y-Verbinder selbstverständlich erweiterbar sind und lediglich mit den entsprechenden Lüftern verbunden werden müssen.

Der Innenraum zeigt mit einer Mischung aus schwarzen und weißen Elementen optische Raffinesse und wirkt trotz Farblosigkeit keines Wegs trist. Sämtliche Leitungen die vom Multifunktionspanel sowie der Lüftersteuerung wegführen haben einen schwarzen Außenmantel oder wurden mit Gewebeschlauch umhüllt. Die Mainboard-Rückwand hat einen ausreichend großen Ausschnitt für die nachträgliche Montage eines CPU-Kühlers. Lästiges Ausbauen der Hauptplatine bei einem Wechsel des CPU-Kühlers entfällt damit. Weiterhin befinden sich in der Rückwand insgesamt fünf Kabeldurchführungen, welche ein sauberes Verlegen und Verstecken der vielen verschiedenen Leitungen erst möglich machen. Der bei den Durchführungen eingesetzte Kantenschutz fällt allerdings etwas weich aus und hätte durchaus eine höhere Festigkeit vertragen können. Das Fractal Design Define R4 bietet insgesamt zwei herausgestellte 5,25“ Laufwerksschächte und acht interne 3,5“ Schächte.

Besonders interessant ist die Unterteilung der 3,5“ Laufwerksschächte. Hierbei bilden die oberen fünf Aufnahmen eine gemeinsame Einheit, welche sich wie ein Schlitten aus dem Gehäuse ziehen lässt um Platz für übergroße Grafikkarten zu schaffen. Dadurch ist es möglich das Define R4 mit Grafikkarten zu bestücken, welche eine maximale Länge von 400 mm haben. Ebenso lässt sich dieses Modul auch in einer um 90° gedrehten Position zurück in das Gehäuse schieben, sodass die Festplatten wie üblich mit ihren Anschlüssen zur Gehäuserückseite zeigen. Somit gewinnt der Kunde eine hohe Variabilität und kann selbst entscheiden ob er möglichst wenig von seinen Anschlussleitungen sehen will, er eine optimierte Festplattenkühlung braucht oder letztlich eine riesige Grafikkarte der Oberklasse verbauen will. Der Wermutstropfen ist hier wohl die Tatsache, dass der Kunde sich nur für eine Sache entscheiden kann!

Innerhalb unserer Testphase haben wir bei diesem Gehäuse insgesamt zwei verschieden Systeme eingebaut. Besonders erfreulich war dabei der durchweg einfache Hardwareeinbau. Auch wenn Fractal Desgin bei diesem Unterfangen auf viele konventionelle bzw. klassische Verfahren setzt, finden sich im Detail doch vielerlei Optimierungen welche den Einbau perfektionieren. So kann man beispielsweise die 5,25“ Schachtblenden von außen abnehmen und muss nicht mit dem ganzen Arm durch das Gehäuse greifen um diverse Harken zu lösen. Ebenso konnten die Trägerplatten für 3,5“ Laufwerke mit ihren Schwingungsdämpfern überzeugen. So wir im Montagefall eine 3,5“ oder eine 2,5“ Festplatte mit den mitgelieferten Schrauben auf einer beliebigen Trägereinheit befestigt und anschließend einfach in den Laufwerkskäfig geschoben bis der Träger einrastet. Zwischen den Schrauben und der Trägereinheit befindet sich dabei der besagte Gummipuffer, welcher im Betrieb einen großen Teil der von der Festplatte ausgehenden Schwingungen absorbiert.

Auch wer kein modulares Netzteil mit Kabelmanagement sein Eigen nennen kann, erzielt durch die verschieden Kabeldurchführungen in der Mainboard-Rückwand eine saubere Leitungsverlegung. Vorausgesetzt ist, man nimmt sich etwas Zeit und nutzt den Raum hinter der besagten Rückwand so gut es geht aus. Da im Define R4 das Netzteil auf dem Gehäuseboden Platz nimmt, hat Fractal Design auch an dieser Stelle einen großflächigen Staubfilter eingesetzt, welcher dieselbe Maschenweite wie der Filter in der Front hat und einer regelmäßigen Reinigung zu unterziehen ist.

Kommen wir zum Fazit! Das Fractal Design Define R4 bietet für einen derzeitigen Endkundenpreis von ca. 100€ eine solide Basis für jedes Arbeits- oder Spielesystem. So überzeugt dieses schlicht designte PC-Gehäuse vor allem durch eine klare Linie. In der gesamten Nutzungsphase hatte wir stets das Gefühl, dass sich die Entwickler bei Fractal Design Gedanken gemacht haben um bestmögliche Ergebnisse in der Funktion zu erhalten. Ganz gleich ob dabei zu vielen Teilen bestehende Technik verwendet wurde. Besonders gefiel die Variabilität des 3,5“ Festplattenkäfigs sowie die klassische aber nun mal einfache Montage aller Komponenten. Ebenso ist die serienmäßige Schalldämmung in Kombination mit der Frontklappe ein gelungenes Feature, welches in dieser Preisklasse wirklich löblich ist. Die Verarbeitungsqualität des Gehäuses ist gleichmäßig gut, sodass man lediglich die Materialauswahl ankreiden könnte. Jedoch würde ein Gehäuse mit diesem Leistungsumfang bei einer Fertigung aus Aluminium sicherlich erheblich mehr kosten. Das Platzangebot ist für einen Medi-Tower gut und sollte ebenso, auch wegen der Möglichkeit überlange Grafikkarten zu verbauen, für die meisten Kunden ausreichen. Die einfache Lüftersteuerung bietet lediglich drei Drehzahlstufen kann aber dafür mit durch simple Bedienung punkten. Abschließend verleihen wir dem Fractal Design Define R4 somit unsere Auszeichnung und können dieses Gehäuse damit uneingeschränkt weiterempfehlen.