Chinas rapider digitaler Wandel  Bild © PCMasters.deChinas rapider digitaler Wandel (Bild © PCMasters.de)

Bei meinem jüngsten Ausflug in das Reich der aufgehenden Sonne, wurde ich erneut von der Tatsache erschlagen, dass China sich in nur einem bis zwei Jahren immens weiterentwickelt hat, wogegen man den Fortschritt hierzulande als „in Zeitlupe“ bezeichnen würde.

Bei meinem Besuch 2024 und davor, war ein großer Wandel vollzogen worden, denn Bargeldzahlungen sind heute noch viel weniger willkommen als jemals zuvor. Das Smartphone ist der zentrale Angelpunkt des Lebens. Die Service-Landschaft ist derweil noch weiter eskaliert und jeder normale Verbraucher hat sich an die Dienste gewöhnt.

Alles digital

In den Jahren um 2011 herum sah es in Großstädten in China eher so aus, wie in Taiwan. Es gab viele Motorräder, es war laut und alles war im Grunde auf manuellen Betrieb gedacht, bei der Bank, Post, oder auch beim Verkehr war alles irgendwie analog. Nun kann man ohne WeChat oder AliPay keinen vernünftigen Alltag genießen. Alle Shops haben eigene Stores und In-App-Dienste, mit Punktesystemen, Specials und Lieferdienstanbindung. Auch Zahlungen laufen meist über diese Systeme ab. Wenn man sich daran nicht beteiligen will, sollte man dennoch mit AliPay oder WeChat Pay bezahlen. Doch WeChat alleine reicht dafür nicht, man braucht eine lokale Handy-Nr. Und Bankanbindung.

Wer die Hoffnung hat, dass man mit der Kreditkarte oder Apple Pay bezahlen kann, der ist gefehlt. Visa und MasterCard scheinen ausgestiegen zu sein und an meisten Orten geht kontaktloses Zahlen nicht, eher nehmen die Shops noch Bargeld an. Anhand der Nummer kann man auch getrackt werden, wie man es in Deutschland auch oft genug als Kritik zu hören bekommt. Das kann man also positiv oder negativ sehen, doch wenn man an dem Alltag und dem komfortablen Diensten teilnehmen will, sollte man die besagten Bezahldienste haben.

Für den Transport per Taxi oder ähnlichen Diensten wie Didi braucht man natürlich auch eine App, das kennen wir hier inzwischen auch. Der Part war in China schon um 2015 herum der Standard.

Chinaesische ElektromotorräderChinaesische Elektromotorräder (Bild © PCMasters.de)

Besoffen? Kein Problem!

Das Angebot an Diensten ist fast schon absurd. Man will ein paar Freunde einladen und ein richtig gutes Essen zaubern? Kein Problem, einfach einen erfahrenen Koch buchen, der kann auch Zutaten kaufen und der bereitet alles in der Küche vor. Trinkt man am Abend etwas mehr Alkohol und ist mit dem Auto hingefahren? Auch überhaupt kein Problem! Anstatt betrunken zu fahren, bestellt man einen Fahrer, der dann mit einem faltbaren Elektromotorrad vorbeikommt, diesen in den Kofferraum packt und einen nach Hause fährt. Nachdem er das erledigt hat, packt er sein Elektromotorrad aus und fährt dann weiter.

Der Paketversand innerhalb der Stadt ist noch wilder. Will man etwas irgendwo abgeholt haben, im Hotel oder an einer Adresse, so bucht man einen Abholer, der mit Elektromotorrad hindüst, die zu transportierende Gegenstände in ein Paket sicher verpackt und dann damit losfährt. Von solchen Dienstboten gibt es unzählige und man sieht sie wie ein Heer an Ameisen durch die Straßen fahren. Eine Abholung kostet bei einer Entfernung von max. 5 km etwa 28 RMB was umgerechnet 3,3 € sind. Essenslieferungen haben im Schnitt den gleichen Aufpreis und sind im Grunde vom Restaurant unabhängig.

Beliebt sind vor allem Essenslieferanten, die auch als solche Boten fungieren. Sie müssen basierend auf einer von der App ermittelten Zeit abholen oder liefern und stehen ständig unter Druck. Deren Bezahlung soll dabei auch nicht gerade toll sein, was man auch von Berichten von ähnlichen Lieferdiensten in USA und Europa bereits gehört hat.

Eine Abholung von Hongkong in die Nachbarstadt Shenzhen kostet um die 100 RMB, was umgerechnet 11,88 € ist. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Shop, der das organisiert, sondern man entsendet einen Boten mit einem Auftrag.

Dieser Komfort und die Bequemlichkeit sind sehr verlockend und das kommt bei den chinesischen Verbrauchern gut an. Darum ist das nun zum Alltag geworden und es gibt alle möglichen Dienste, an die man so nicht direkt denken würde.