Leicht wird es der Neuling dabei nicht haben, denn mit dem Lian Li PC-Q27B sowie den Testkandidaten unseres ITX-Roundups hatten in den letzten Monaten nicht wenige Gehäuse kleinen Formates die Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Nichtsdestotrotz verspricht Corsair für das Obsidian 250D “full-size performance in a small space” - wovon zumindest Letzteres mit Außenmaßen von 277 x 290 x 351 Millimetern als erfüllt zu betrachten ist. Wie es in der Praxis um die Performance bestellt ist, werden wir im Folgenden ermitteln.

Corsair Obsidian 250D - Logo

Vorab möchten wir uns bei Corsair für die freundliche Bereitstellung unseres Testmusters bedanken.


Corsair Obsidian 250D - Spezifikationen
Abmessungen 277 x 290 x 351 mm (B x H x T)
Mainboard-Formfaktor ITX
Gewicht 4,3 kg
Erweiterungs-Slots 2
Einschübe extern 1 x 5,25“
Einschübe intern 2 x 2,5“ / 3,5“; 2 x 2,5“
I/O-Panel HD-Audio, 2 x USB 3.0
Grafikkartenlänge 290 mm
CPU-Kühlerhöhe ca. 110 mm
Netzteil ATX
Belüftung Serie 1 x 140 mm (Front), 1 x 120 mm (Seite)
Belüftung maximal 1 x 120 / 140 / 200 mm (Front), 2 x 120 mm (Seite), 2 x 80 mm (Heck)
Besonderheit Mounting für 240-mm-Radiator

 

Impressionen - Außen

Von außen lässt sich das 250D leicht als Corsair Obsidian identifizieren, denn es folgt der aktuellen Designlinie der Serie. So macht die mit einer dünnen Aluminiumplatte verkleidete Front einen vom umgebenen Kunststoffrahmen losgelösten, beinahe freischwebenden Eindruck. Das übrige Chassis besteht aus Stahl, lediglich in den Deckel ist noch ein kleines Plexiglas-Sichtfenster eingelassen. Obwohl somit einige verschiedenartige Materialien zum Einsatz kommen, sind die Übergänge stets sauber und die Verarbeitung solide.

Am Frontpanel finden wir zwei USB-3.0-Buchsen sowie die obligatorischen 3,5-mm-Audio-Klinken für Kopfhörer und Mikrofon - dieser Tage eine zeitgemäße Standardausstattung. Bei ITX-Gehäusen nicht mehr zwingend zum Standard gehört ein 5,25-Zoll-Laufwerksschacht, das Obsidian 250D bietet diesen jedoch ebenso wie einen 140 Millimeter großen Frontlüfter. Dieser verbirgt sich zentral hinter einem simpel herausnehmbaren Element und wird durch einen ebenfalls werkzeugfrei demontierbaren Staubfilter geschützt.

Corsair Obsidian 250D - Front Filter

Beide Seitenteile unseres Testkandidaten verfügen über großzügig bemessene Belüftungsöffnungen und eine vernünftige Verwindungssteifigkeit. Am Heck des Obsidian 250D lassen sich bereits erste Details über den Aufbau des Innenraums ablesen: So wird das das Netzteil horizontal im unteren Bereich platziert, links daneben verstecken sich hinter einem Gitter die internen Laufwerksschächte. Oberhalb von Laufwerken und Netzteil positioniert Corsair - ebenfalls horizontal - das Mainboard, über dessen I/O-Shield sich wiederum zwei 80-Millimeter-Lüfter montieren lassen. Zuletzt deuten zwei Erweiterungsslots auf der rechten Seite auf eine Kompatibilität zu leistungsfähigen Dual-Slot-Grafikkarten hin.

Im Boden des Corsair Obsidian 250D erblicken wir weitere Belüftungsöffnungen, die dem Lüfter des Netzteils zugeteilt sind. Vorbildlicherweise platziert Corsair auch hier einen Staubfilter, der sich problemlos nach hinten entnehmen lässt. Des Weiteren finden sich in allen vier Ecken mit Moosgummi versehene Standfüße, sodass der ITX-Cube jederzeit rutschfest an seinem Platz gehalten wird. Der Deckel muss zwar ohne Lufteinlässe auskommen, verfügt dafür jedoch über das bereits beschriebene Sichtfenster, das sehr sauber eingelassen ist und von oben den Blick auf das Mainboard im Innenraum ermöglicht.

Zusammenfassend gibt es also nicht viel, was sich das Corsair Obsidian 250D hinsichtlich seines Exterieurs vorwerfen lassen müsste. Die Verarbeitung ist solide, die Ausstattung des Frontpanels bewährt. Gute Arbeit haben die Kalifornier bei der Lackierung geleistet, die überdurchschnittlich kratzfest ausfällt. Staubfilter sind vorhanden und der Aufbau der Rückseite verspricht einen interessanten Aufbau des Innenraums.

Corsair Obsidian 250D - Innenraum

Um den kompletten Innenraum des Obsidian 250D zugänglich zu machen, nimmt man idealerweise beide Seitenteile sowie den Deckel des Gehäuses ab. Dies kann ohne Zuhilfenahme von Werkzeug erfolgen, denn jede dieser drei Wände am Heck durch zwei einfach zu lösende Rändelschrauben fixiert. Will man dagegen nur punktuell im Innenraum arbeiten, lässt sich jede der genannten Abdeckungen auch einzeln demontieren, eine bauartbedingte Rangordnung besteht folglich nicht.

Im komplett in schwarzer Farbe lackierten Innenraum fällt zunächst der mit einem Schnellverschluss ausgestattete Träger des 5,25-Zoll-Laufwerkseinschubs ins Auge, der - etwa zur einfacheren Installation einer langen Grafikkarte - ebenfalls herausgenommen werden kann. Die Grafikkarte selbst darf im Obsidian 250D in der Länge bis zu 29 Zentimeter messen und wird durch die Gestaltung des Mainboard-Trays so platziert, dass ihr Kühler durch die Perforation im linken Seitenteil einen eigenen Frischluftzugang erhält. Dass dadurch gleichzeitig Staub in den Innenraum befördert wird, müssen Anwender nicht fürchten - über nahezu die komplette Länge des Seitenteils erstreckt sich nämlich ein magnetisch befestigter und somit einfach zu reinigender Staubfilter.

Corsair Obsidian 250D - Lüfter

Ein ähnliches Exemplar befindet sich auch im rechten Seitenteil; dort bedeckt es zwei Montageplätze für 120-mm-Ventilatoren. Alternativ findet hier auch ein 240-mm-Radiator seinen Platz. Von der Seitenwand zum Mainboardträger beziehungsweise dem 5,25-Zoll-Schacht messen wir knappe 5,5 Zentimeter, was in der Tiefe zum Beispiel für schmale Komplettsets wie das Corsair H100i ausreichend ist. Ein 120-mm-Lüfter ist an dieser Seite bereits vorinstalliert und soll die unter anderem vom CPU-Kühler, dessen Höhe im Obsidian auf grob 11 Zentimeter limitiert ist, generierte Warmluft aus dem Innenraum herausbefördern. Einen zweiten Gehäuselüfter platziert Corsair hinter der Front, alternativ lassen sich hier Lüfter mit einer Kantenlänge von 120 oder 200 Millimetern befestigen.

Für Massenspeicher hält das Corsair-Gehäuse neben der für das Netzteil vorgesehenen Position vier vom Heck aus zugängliche Einschübe bereit, jeweils zwei für 2,5-Zoll- respektive 3,5-Zoll-Geräte. Das verwendete System ermöglicht dabei eine werkzeugfreie Montage aller Laufwerke und bietet darüber hinaus entkoppelnde Zwischenstücke. Zusammen ist dies, so kann man wohl sagen, State of the Art. Durch die Stufe, die Festplattenträger und Netzteil gemeinsam bilden, bleibt im vorderen Bereich des Innenraums ein für ITX-Gehäuse großer Freiraum, der für das Ablegen der Kabel wie geschaffen scheint. Mehr dazu gibt es auf der nächsten Seite.

Der Lieferumfang des Corsair Obsidian 250D fällt unspektakulär aus. Neben den für den Zusammenbau erforderlichen Schrauben finden wir eine handvoll Kabelbinder sowie eine Bedienungsanleitung, in der die wichtigsten Schritte des Hardwareeinbaus mehrsprachig anhand von Schemazeichnungen beschrieben werden.

Sind die Seitenteile und idealerweise auch der 5,25-Zoll-Laufwerksträger herausgenommen, kann mit der Montage begonnen werden. Aufgrund der vormontierten Abstandshalter sitzt das Mainboard dabei fix an seinem Platz. Auch die Grafikkarte kann von oben schnell in ihren Slot eingesteckt werden, wobei uns die externe Verschraubung - trotz Rändelschrauben - etwas fummelig vorkommt. Die internen Datenträger sind vom Heck aus zwar schnell eingeschoben, die anschließende Verkabelung derselben könnte jedoch einfacher ausfallen.

Corsair Obsidian 250D - Graphics Card

Begründet durch den Einschub von der Rückseite, liegen die Anschlüsse der Festplatten nämlich verhältnismäßig schlecht zugänglich im Innern des Obsidian 250D, was es insbesondere bei 2,5-Zoll-Modellen bisweilen zu einer Herausforderung macht, die Anschlüsse exakt zu ‘treffen’. Als Verbesserung könnten wir uns hier ein HotSwap-System gut vorstellen, was nicht nur ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal dieses Gehäuses wäre, sondern diesen Montageschritt spürbar vereinfachen und die externe Zugänglichkeit des Festplattenkäfigs noch sinnvoller machen würde.

Die übrige Verkabelung gestaltet sich im 250D für einen Vertreter der ITX-Zunft jedoch vorbildlich einfach, da durch den ‘mehrgeschössigen’ Aufbau für die Kabelstränge des Netzteils verhältnismäßig viel Stauraum zur Verfügung steht. So kommt das kleinste Corsair durchaus auch für Nutzer infrage, die kein Netzteil mit modularem Kabelmanagement besitzen. Positiv hervorheben möchten wir darüber hinaus, dass Corsair beim Frontlüfter an ein Gitter denkt, welches potentielle Konflikte durch in den Lüfter hereinfallende Kabel im Keim erstickt.

Auch im laufenden Betrieb weiß das ITX-Gehäuse zu überzeugen. So erweist sich zunächst die Stabilität und Passgenauigkeit aller Bauteile als angemessen, sprich, Geräuschemissionen durch Vibrationsübertragungen können wir nicht feststellen. Zudem überzeugt das Belüftungskonzept: Beide Gehäuselüfter sind bei einer Betriebsspannung von zwölf Volt zwar deutlich hörbar, aber auch über längere Strecken noch erträglich. Drosselt man die Spannung nun auf fünf Volt, kann beiden Lüftern das Prädikat ‘leise’ verliehen werden.

Dies ist besonders insofern erfreulich, als sich die Temperatur unserer Grafikkarte, einer PowerColor HD7870 PCS+ Vortex II, von der Lüfterdrehzahl weitestgehend unbeeindruckt zeigt. Laufen die Gehäuselüfter mit zwölf Volt, gipfelt deren Temperatur unter Vollast bei 74 Grad Celsius. Bei einer Lüfterspannung von fünf Volt steigt die Temperatur lediglich um drei auf 77 Grad Celsius an. Der direkte Frischluftzungang der Grafikkarte erweist sich somit als Glücksgriff.

Corsair Obsidian 250D - Logo

Mit ihrem ersten ITX-Gehäuse gelingt den Spezialisten von Corsair ein Achtungserfolg. Das Obsidian 250D glänzt nicht nur durch die klassischen Tugenden der hauseigenen Serie, sondern weist ein eigenständiges, vor allen Dingen aber durchdachtes Konzept auf. So können etwa leistungsfähige Grafikkarten nicht nur verstaut, sondern auch auf guter Temperatur gehalten werden - ein Kunststück, das nicht jedem Produkt dieser Klasse gelingt.

Corsair Obsidian 250D - Award

Pluspunkte sammelt Corsair außerdem mit der soliden Verarbeitungsqualität und der vollständigen Ausstattung mit Staubfiltern. Eine Gesamtzahl von vier Festplatteneinschüben ist ausreichend und sinnvoll, die Umsetzung dieser hätte für unseren Geschmack - wie zuvor beschrieben - jedoch noch einen Tacken pfiffiger ausfallen können. Limitiert ist der Nutzer weiterhin bei der Auswahl eines Luftkühlers, wobei dies durch die guten Möglichkeiten zur Radiatormontage aufgewogen wird.

Enden wir mit dem Blick auf den Straßenpreis, welcher sich aktuell auf einem Niveau von knapp 75 Euro (Stand: 22.06.2014) eingependelt hat. In Anbetracht der gebotenen Leistungen wird das Corsair Obsidian 250D zwar vielleicht kein astreines Schnäppchen, doch zu rechtfertigen ist dieser Kurs für das Gesamtpaket des Gehäuses allemal. Da der Testkandidat auf die meisten Fragen überzeugende Antworten liefert und sich lediglich kleinere Schwächen, jedoch keinen gravierenden Mangel leistet, kommen wir auf eine sehr gute Gesamtwertung von 90 Prozent.