Das Konzept klingt durchaus interessant: eine herkömmliche magnetische Platte wurde mit einem vier Gigabyte großen SLC-NAND-Flash-Chip-Verbund verknüpft und in ein 2,5 Zoll Case gesteckt. Ein Controller entscheidet, welche häufig genutzten Dateien im schnellen Flash-Speicher abgelegt werden, um das System beschleunigen zu können. Die angewandte Technik bezeichnet der Hersteller Seagate als „Adaptive Memory" und wirbt mit deutlich schnelleren Bootzeiten oder beschleunigten Programmstarts.   Ganz neu ist die Idee mit den Hybridplatten jedoch nicht. Im Jahre 2007 wurden diese schon einmal für den Markt freigegeben, damals jedoch mit einem sehr viel kleineren Flashspeicher und auch nur mit magerem Erfolg. Des Weiteren wurde damals vom Betriebssystem selbst entschieden, welche Daten gepuffert werden sollten und welche nicht. Das Potential der Weiterentwicklung dieser Idee soll im heutigen Testbericht von uns untersucht und ermittelt werden. Ein aktuelles Modell aus dem Hause Seagate stand uns zu diesem Zweck zur Verfügung. Die genaue Bezeichnung lautet wie folgt:

  • Seagate Momentus XT 500GB, SATA II (ST95005620AS)

  Lasset die Spiele beginnen - viel Spaß beim Lesen!  

  Ein herzliches Dankeschön gilt an dieser Stelle der Firma Seagate, für die Problemlose Bereitstellung des Testexemplars.  

Technische Details
Wie bereits in der kurzen Einführung erwähnt, handelt es sich bei unserem heutigen Probanden weder um eine normale magnetische HDD, noch um eine, frei von mechanischen Bauteilen gestaltete SSD. Ein Hybridprodukt, was die guten Eigenschaften beider Arten vereinen soll, fand den Weg auf unseren Prüfstand. In der Theorie bedeutet dies, wir haben eine Festplatte, die die anfallenden Dateien auf zwei Magnetscheiben ablegt und diese auch von dort wieder liest. Vorteil Eins wäre also der im Vergleich zu einer SSD verhältnismäßig große Stauraum zu einem akzeptablen Preis. Vorteil Zwei stellt der Integrierte Controller dar. Dieser überwacht ständig das Nutzungsverhalten des Users und entscheidet aufgrund dieser Erkenntnisse, welche Dateien im 4 GB großen Puffer gelagert werden sollen, um beispielsweise die Bootgeschwindigkeit von Windows oder das Aufrufen von Programmen zu beschleunigen. Der Nutzer selbst kann darauf jedoch keinerlei Einfluss nehmen. Die Automatisierungstechnik, welche diesen Vorgang übernimmt nennt sich Adaptive Memory. Das ganze System stellt einen lernenden Prozess dar, man wird vermutlich erst im Laufe der Zeit große Performancezuwachse verzeichnen können. Weitere technische Einzelheiten können aus nachfolgend aufgestellter Liste entnommen werden.

 

Seagate Momentus XT 500 GB
Modellbezeichnung: ST95005620AS
Kapazität: 500 GB
Cache: 32 MB
Umdrehungen pro Minute: 7200 rpm
Flash Speicher Größe: 4 GB
Chips: SLC-NAND-Flash
Formfaktor: 2,5‘‘
Garantie: 5 Jahre

 

Auffallend ist der mit 32 MB ungewöhnlich große Cache, wenn man diesen mit dem anderer 2,5‘‘ Platten vergleicht. Häufig kommen im mobilen Bereich 16 MB oder gar nur 8 MB zum Einsatz. Auch eine Drehzahl von 7.200 rpm wird man in Notebooks seltener finden, da dort der Fokus meist auf Akkuleistung gesetzt wird und dort eine 5.400er Platte besser aufgehoben ist.
Seagate setzt also klare Signale und trimmt seine Platte auf Maximale Performance. Sie wäre daher auch gut als Systemplatte in einem Stationären Rechner geeignet und kann in diesem Fall sogar noch etwas an Energie einsparen, im Gegensatz zu ihren 3,5‘‘ Kolleginnen. Im NTFS-formatierten Zustand betrug die Gesamtkapazität der Platte 465 GB.  
  Benchmarks
Wie bisher so oft und freilich auch diesmal nicht anders, ist das wichtigste Kriterium die Performance. Die beiden SSDs aus dem vergangenen Roundup haben schon ordentlich vorgelegt und da wir Realisten sind, wissen auch wir, dass selbst eine Hybridplatte nicht in vollem Maße an diese Geschwindigkeit heranreichen wird. Dennoch ist es spannend zu Erfahren, wie groß die Unterschiede in der Realität sein werden. Vielleicht ist es sogar möglich gänzlich auf eine teure SSD zu verzichten, da die Differenzen nur sehr gering ausfallen. Da wir unsere bereits vorhandene Datenbank an Ergebnissen sinnvoll erweitern möchten, ist selbstverständlich auch an unserem Testsystem nichts verändert worden. Dieses setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:  

Testsystem Konfiguration

Prozessor

Intel Core i5 750 (2,67GHz)

CPU-Kühler

Scythe Katana III

Grafikkarte

XFX GeForce 8800 GTS 320MB (Treiberversion 191.07)

Mainboard

Gigabyte Ga-P55-UD4

Netzteil

Scythe Kamariki 550Watt

Betriebssystem

Microsoft Windows 7 Ultimate 64bit

Arbeitsspeicher

2x2 GB Kingston Hyper X DDR3 12800 - 1600 MHz

  Um ein ausgewogenes Ergebnis zu erhalten, kamen bei unseren Tests 6 verschiedene Programme zum Einsatz, woraus wiederrum 13 Einzeldisziplinen resultierten. Eine kleine Einführung in die Vorgehensweise werden wir vor jedem Benchabschnitt bereitstellen. Aus diesem Grund zunächst eine einfache Einteilung der verwendeten Tests:

• Test 1: Installation von Windows 7 Ultimate 64 bit
• Test 2: Bootracer - Log In
• Test 3: Bootracer - Desktop
• Test 4: Installation von Microsoft Office 2007
• Test 5: WinRAR v3.90d x64: Packen meines Supreme Snowboarding Ordners (338MB, 6457 Dateien, 2212 Ordner)
• Test 6: WinRAR v3.90d x64: Entpacken des Supreme Snowboarding Archivs
• Test 7: Photoshop CS4: Öffnen einer 54,7 MB Datei
• Test 8: Kopieren eines Ordners:
• Test 9: HD-Tune v2.55: Minimale Lesegeschwindigkeit
• Test 10: HD-Tune v2.55: Maximale Lesegeschwindigkeit
• Test 11: HD-Tune v2.55: Durchschnittliche Lesegeschwindigkeit
• Test 12: Atto Diskbenchmark v2.46: Maximale Lesegeschwindigkeit
• Test 13: Atto Diskbenchmark v2.46: Maximale Schreibgeschwindigkeit

  Die Tests 1 bis einschließlich 8 sind Stellvertretend für alltägliche Anwendungen und somit auch repräsentativ für die tatsächliche Arbeitsgeschwindigkeit und die damit verbundene Leistungssteigerung. Die Tests 9 bis 13 sind eher theoretischer Natur und bringen in erster Linie Maximalwerte zum Vorschein.
Abermals sei an dieser Stelle erwähnt, dass ein Anstieg der Performancekurve mit jedem Testdurchlauf zu erwarten ist, da sich das System erst an die verschieden Benches anpassen und „lernen" muss. Test 1: Installation von Windows 7 Ultimate 64 bit  

Unser Test beginnt mit einer komplett leeren, unpartitionierten Platte. Mittels der Windows 7 Installations-DVD booten wir den Rechner, um das Betriebssystem aufzuspielen. Da eine schnelle Abhandlung dieser Routine durchaus von Bedeutung sein kann, haben wir die Zeit gemessen, in der der eigentliche Installationsvorgang abläuft, sprich ab dem Zeitpunkt, ab dem keine Eingaben mehr getätigt werden müssen. Die Zeit bis zum anschließen Reboot wurde per Stoppuhr festgehalten. Aufgrund der Abhängigkeit der restlichen Schritte vom Benutzer, wurde der Test auf diesen Bereich beschränkt.

 

  Gleich beim ersten Test schlägt sich unser heutiger Kandidat wacker. Knapp 15,5 Minuten ab dem Zeitpunkt ab dem die Installationsautomatik greift stellen einen ordentlichen Wert dar. Dieser liegt nur in etwa eineinhalb Minuten hinter der Installationsdauer mit einer Intel Postville SSD.       Test 2 und 3: Bootracer Log In und Desktop   Ebenfalls von großer Bedeutung ist ein schnell bootendes System. Mit Hilfe des Tools „Bootracer" lässt sich die Zeit die der Rechner beim Hochfahren bis zum Login Screen bzw. zum Desktop benötigt automatisiert messen. Hierbei zählt die Ladezeit von Windows. Aus jeweils drei Durchgängen wurde der Durchschnittswert ermittelt.  

  Erstaunlich schnell konnte unser Testrechner mit eingebauter Seagate Platte booten. 15 Sekunden nahm dieser Vorgang im Mittel in Anspruch. Der Unterschied zu einer SSD betrug bis zum Windows Login Bildschirm gerade einmal etwa eine Sekunde und belief sich letztendlich auf etwa 2 Sekunden bis der Desktop geladen war.       Test 4: Installation von Microsoft Office 2007   Die Installation von Microsoft Office in der Version von 2007 ist sehr umfangreich, dementsprechend viel Zeit wird auch benötigt, um das Paket auf den Rechner zu transferieren. Die Dauer der Installation wurde hier, ähnlich wie schon zuvor, mit einer Stoppuhr gemessen. Dabei zählt die Zeit, die die eigentliche Installation braucht, praktisch ab der letzten manuellen Auswahl.  

  Auch in dieser Kategorie gönnte sich unser Proband etwas mehr Zeit als die non-mechanisch fungierenden Kolleginnen. Um es einmal in Zahlen auszudrücken, waren es etwa 37% Zeitzuschlag, was in diesem Fall schon einen größeren Unterschied als die beiden vorangegangenen Tests aufzeigt. Die Seagate Platte hinkt hier klar hinterher.       Test 5 und 6: WinRAR Packen und Entpacken
Der Installierte Ordner des Kult-Snowboardgames „Supreme Snowboarding" besteht aus 6.457 Dateien, welche sich in 2.212 Ordnern verteilen. Ziel dieses Benchmarks ist es, das 338 MB große Paket möglichst schnell zu einem WinRAR-Archiv zu packen bzw. das fertige Archiv, mit einer Größe von 147 MB möglichst schnell zu extrahieren. Selbstverständlich wurde nach jedem Durchlauf von insgesamt dreien ein Reboot durchgeführt. Schließlich wollen wir die Platte und nicht unseren Ram testen.    

 

  Zwar ist die Seagate Platte entpackend ganze dreimal so langsam und auch packend im Mittel etwa 10 Sekunden schlechter, so konnten wir hier während der Testdurchläufe erstmal eine interessante Entdeckung machen: der „Lerneffekt" trat ein. So benötigte die HDD beim Entpacken im ersten Durchlauf noch ganze 47,5 Sekunden, so waren es im letzten lediglich noch 36,8. Ähnliches konnte auch beim Packen beobachtet werden. Würde man das ganze noch etliche Male wiederholen, so würde sich die Durchschnittszeit immer weiter nach unten korrigieren.       Test 7: Öffnen einer Datei
Das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop muss oftmals sehr große Dateien handeln. Zum einen dauert der Startvorgang des Programms an sich mit einer herkömmlichen HDD schon eine ganze Weile, zum anderen kommt aber zusätzlich auch noch eine 54,7 MB große Datei hinzu. (Zum Vergleich: Der Startvorgang mit einer normalen HDD benötigte etwa 15 Sekunden.)  

  Durchschnittlich gut doppelt so lange braucht die Momentus XT beim Öffnen unsrer Photoshop-Datei. Aber auch hier sieht man wieder deutlich, wie die „Adaptive Memory Technology" greift. Die Zeiten verbessern sich von anfangs 10,2 Sekunden auf letztenendes 5,8 Sekunden. Seagate scheint also nicht zu viel versprochen zu haben. Mit andauernder Nutzung wird das System in Sachen Programmstarts und Öffnen von Dateien messbar und spürbar schneller!       Test 8: Kopierleistung
Ein Ordner, bestückt mit Dateien mit einem Gesamtvolumen von 2,6 GB soll dupliziert werden. Der Ordner befindet sich zum Zeitpunkt des Tests ebenfalls auf der Hybridplatte. Diese muss also schnell Lesen und schnell Schreiben können und sollte am besten auch noch in der Lage sein, dies alles gleichzeitig zu tun.    


Etwa 110 Sekunden dauert es, bis aus einem 2,6 GB großen Ordner zwei wurden. Haben wir zuvor noch von einer Verbesserung mit jedem Durchlauf gesprochen, so konnte dies in diesem Fall nicht festgestellt werden. Die Zeiten pendelten immer um diesen Wert. Dies soll aber keinesfalls als negativ aufgefasst werden, denn der Controller scheint klar zu erkennen, wobei es sich um Storage-Files handelt und mit welchen Dateien in der Tat gearbeitet wird. Seagates „Hirn" in der Platte leistet also sehr gute Arbeit. Errechnet sich man aus Zeit und Volumen die Kopierleistung, so kommt man auf etwa 24 MB/s. Von unserer Seite aus, hätte es hier allerdings durchaus etwas mehr sein dürfen. Zu vergleichszwecken haben wir das ganze mit einer Samsung Spinpoint F4 Ecogreen 2 TB getestet. Diese benötigte für den gleichen Ordner gerade einmal 68 Sekunden und brachte es somit auf fast 40 MB/s Copyspeed.
Test 9, 10 und 11: HD-Tune Schreibrate Minimal, Maximal und Durchschnitt
HD-Tune ist ein Benchmark theoretischer Natur. Es werden die minimalen, die maximalen als auch die durchschnittlichen Schreibraten von Festplatten ermittelt und angezeigt. Auch bei dieser Testreihe wurden drei Läufe absolviert und der Mittelwert errechnet.    

 

 

  Die Beständigkeit der Schreibgeschwindigkeit einer SSD liefert die Hybridplatte aus dem Hause Seagate nicht. Die Kurve (siehe Beispiel-Screenshot) ist gegen Ende hin kontinuierlich abfallend. Bis auf kleinere Ausreißer tut sie dies jedoch ebenfalls beständig. Wie selbstverständlich im Vorfeld zu erwarten liegen auch die Maximalwerte deutlich unter denen von Flash-Speichern.  

      Test 12 und 13: Atto Disk Benchmark Lesen und Schreiben
Ebenfalls ein theoretischer Benchmark stellt das kleine Tool „Atto Disk Benchmark" dar. Häufig bei SSDs eingesetzt, kommt es auch bei unserer Hybridplatte zum Einsatz, um abermals die Werte mit denen aus vergangenen Reviews vergleichen zu können. Ermittelt wurde hierbei die maximale und minimale Lese- und Schreibrate.    

 

  In etwa wie erwartet verlief ebenfalls der Atto Disk Benchmark. Fast heran kam die Platte bei den Schreibraten im Vergleich zu Intels X25-M. Diese Werte liegen alle im sog. „Grünen Bereich".  
Fazit
Eine Grundsolide Platte mit einem gut durchdachten Konzept hat Seagate da auf die Beine gestellt. Wie bei jedem anderen Produkt auch, weist das Hybridmodell sowohl Stärken, als auch einige Schwächen auf.   Zu nennen wären dabei auf der negative Seite die etwas magere Kopiergeschwindigkeit, als auch die Dauer der Installation von Microsoft Office. Diese dürfte aber auch auf die Copyspeed zurückzuführen sein, da sich die Setup-Datei ebenfalls auf der Platte befand.   Extrem positiv aufgefallen ist hingegen der in der Festplatte integrierte Controller, welcher mittels „Adaptive Memory" das Nutzungsverhalten des PC-Anwenders überwacht. Die Technik funktionierte während unserer Tests hervorragend und die versprochenen Geschwindigkeitszuwächse konnten in der Tat gemessen werden.   Als Systemplatte, auf der man das Betriebssystem, als auch diverse Programme und häufig verwendete Dateien ablegt, ist die Momentus XT hervorragend geeignet. Eine Verschwendung an Potential wäre es jedoch, wenn man vorhat, diese als Storage-Device für größere Dateien zu nutzen.   Inklusive Versand ist die 500 GB Variante derzeit für etwas über 105€ erhältlich. Ebenfalls interessant dürften die 250 GB beziehungsweise 320 GB Modelle sein. Diese Größe sollte als Systemplatte im Normalfall ausreichen und man kann sich noch einmal ein paar Euros sparen.
Abschließend können wir sagen:
Wer seinem Rechner günstig ein kleinwenig mehr Speed verleihen möchte, der ist mit der Seagate Momentus XT sicherlich gut beraten. Wer jedoch das Maximum sucht und keine Kosten scheut, der ist mit einer SSD (siehe unsere anderen Reviews) deutlich besser beraten.