Intel hat vorerst drei neue Prozessoren für diesen Sockel auf den Markt gebracht, zwei davon hören auf die Namen Intel Core i5-750 und Core i7-870 und werden sich dem Testparkour von PCMasters stellen müssen.

LGA 1156 im Detail

Intels neue Prozessoren hören auf den Codenamen Lynnfield und nutzen als Grundlage den neuen H-Sockel, ausgestattet mit 1156 Kontaktflächen, woher auch der Name des neuen Sockels stammt. Mit diesem Sockel kommt ein direkter Nachfolger des erfolgreichen Sockel 775, der ebenfalls in der Einleitung angesprochene LGA 1366 bleibt dennoch für den High-End Markt erhalten. Im direkten Vergleich mit dem LGA 1366 hat der im Test behandelte Sockel 210 Kontaktflächen weniger, setzt aber nicht wie der LGA 1366 auf das Triple-Channel-Speicher-Interface, sondern auf das altbewährte und vom LGA 775 bekannte Dual-Channel-Speicher-Interace. Vorteile hat diese Umstellung dennoch, offiziell können die Lynnflield-CPUs mit DDR3-1333 umgehen. Die Bloomfields ziehen den Kürzeren, laut Intel vertraten diese maximal DDR3-1066.

Wer jedoch auf einen kompletten SLI oder Crossfire Support setzen will, ist dennoch mit dem LGA 1156 an der falschen Stelle. Zwar werden die meisten erhältlichen Boards zwei PCIe Steckplätze vorweisen können, im Betrieb mit zwei Grafikkarten werden die Lines aber nur mit PCIe 8x angesprochen. Wer also nach einem vollen Support von zwei PCIe 16x Lines sucht, sollte sich bei Intels Sockel LGA 1366 umschauen.

Doch es gibt nicht nur Unterschiede zwischen Bloomfields- und Lynnfield-CPUs. Die im Bloomfield positiv aufgefallenen Features wie die Hyper-Threading-Funktion sowie die integrierte Speichercontroller sind übernommen worden. Beachtet werden sollte aber, dass die Hyper-Threading-Funktion nicht bei Intels Core i5 vorhanden ist, dieser kann nur mit seinen vier vorhandenen Kernen vier Threads betreiben. Ebenfalls übernommen wurde der Turbo-Modus, der die CPU bis zu 666 MHz höher taktet, um auch Programme, die noch nicht auf vier-Kerne optimiert sind, mit voller Performance zum Rennen zu bringen, im Ruhezustand setzt, sofern nicht im Bios ausgeschaltet, das bereits bekannte EIST ein und taktet die CPU runter.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen.

CPU-Z: EIST – Last – Turbo-Modus


Doch EIST ist nicht Intels einzige Bemühung Strom zu sparen. Nicht genutzte Kerne schalten sich in Zusammenarbeit mit der Power Control Unit sowie Power Gates komplett ab. Ein nicht komplett genutzter Kern kann ebenfalls in seiner Spannung variieren, überwacht wird der Vorgang durch Sensoren in allen Bereichen der CPU.

Unter der Haube der LGA 1156 gibt es keine großen Unterschiede im Vergleich zu den Blommfield-Prozessoren, beide haben einen L3-Cache von 8 Mbyte, sind in 45 nm Verfahren gefertigt und haben einen minimal andere DIE. LGA 1156 Prozessoren haben 774 Millionen Transistoren, die DIE ist 296 mm², LGA 1366 auf 731 Millionen Transistoren mit einer 263 mm² großen DIE. Grund für die angestiegene Zahl der Transistoren sind die von Northbrigde weggefallene PCI-Express Verbindungen für die Grafikkarten.

Erscheinen und Lieferumfang

Die Prozessoren kommen in der Intel üblichen blauen kleinen Box mit dem Aufdruck Intel Core i5 oder Core i7, der Lieferumfang der Boxed-Versionen ist dennoch gleich. In einer kleine Plastikhülle sorgsam aufbewahrt befindet sich unser Objekt der Begierde, der Prozessor. Direkt dahinter befindet sich der Boxed-Kühler, gepaart mit einer Anleitung und einem kleinen Aufkleber um auch von außen zeigen zu können, was verbaut ist.


Da momentan mit dem Sockel P55 nur eine Plattform auf dem Markt ist, die es möglich macht LGA 1156 Prozessoren zu betreiben, fiel unsere Wahl auf Gigabytes GA P55 UD3 Mainboard in Zusammenarbeit mit Corsairs 2x2Gb DDR3 PC1600 C8 Dominator. Gekühlt werden die Testkandidaten bei den Testdurchläufen von einem Thermalright MUX-120, der extra für den neuen Sockel von Thermalright hergestellt wurde. Als Betriebssystem, verwenden wir vorerst Windows Vista Home Premium als 32-Bit Version. Benchmarks mit dem brandneuen Windows 7 werden wir in Kürze durchführen.

Die restliche Hardware:


Begonnen wird mit den synthetischen Benchmarks. Hierbei kommen aktuelle Benchmarks zum Einsatz, um einen Leistungsvergleich zwischen dem Core i5-750 sowie dem Core i7-870 geben zu können. Auf einen Vergleich mit den Vorgängermodellen sowie AMDs Produkte müssen wir leider verzichten, da es der PCMasters Redaktion nicht möglich war kurzfristig andere Testmodelle zu beschaffen. Getestet wurde vorerst nur mit den Standardeinstellungen. Alle Testdurchläufe wurden mit dem Turbo-Modus durchgeführt.

Hier fällt der Unterschied der beiden LGA 1156 CPUs deutlich auf und es wird offenbart, welches Potenzial in der Hyper-Threading-Funktion des Core i7-870 steckt. Im Besonderen bei Anwendungen, die auf mehrere Kerne spezialisiert sind, zieht der Core i7-870 dem anderen Testkandidaten i5-750 gnadenlos davon. Besonders auffällig ist dies unter Anderem bei den wPrime Benchmark durchläufen.

Jedoch ist auch deutlich zu sehen, dass Programmen die nur einen Kern nutzen, die Testergebnisse nur durch den höhren Takt bestimmt wird. Somit gibt es nur geringere bis gar keine Unterschiede, wie man bei den SuperPi Testläufen beispielsweise sehen kann.

Nachdem wir uns soeben die synthetischen Benchmarks vorgenommen haben, sollen die Spielebenchmarks nicht ausgelassen werden. Getestet wird neben dem Grafikwunder Batman: Arkham Asylum auch das Strategiespiel World in Conflict und der Multiplayer-Modus von Call of Duty 4: Modern Warfare. Hierbei werden Clock by Clock die Kandidaten getestet. Ebenfalls kommen spielinternen Benchmarks zum Einsatz. Getestet wird in drei Auflösungen, jedoch immer mit dem selben Grafikeinstellungen.

Auffällig in diesem Bereich ist, dass der Core i5-750 kaum Nachteile und wenn doch nur minimale gegenüber den mit 2,80 GHz laufenden Core i7-870 hat. Daraus ist schlussfolgernd deutlich, dass die Hyper-Therding-Funktion noch keine große Auswirkung auf die Welt der Games hat. Einzig der 0,26 Ghz höhere Takt macht den Unterschied.

Für viele ist das Übertaktungspotenzial von Prozessoren ein entschiedenes Kaufkriterium, denn wer hat nicht mal Lust das letzte bisschen Leistung aus seinem PC herauszukitzeln. Doch dies ist leichter gesagt als getan bei den neuen LGA 1156 Prozessoren, beachtet werden sollte der neue Turbo-Modus. Man sollte bedenken, dass Programme, die nur einen Kern beanspruchen mit einem höheren Takt betrieben werden. Ebenfalls darf man nicht die Schwankung von 0,1 V durch den Turbomodus außer Acht lassen.

Auch in Sachen Übertaktung liefern die kleinen Nehalems eine gute Leistung ab. Hingegen sind die Temepraturen weiterhin verbesserungswürdig. Selbst unter dem Standarttakt unter Last kühlte der boxed Kühler die Prozessoren nur auf 80 bis 90°C, wie lange dies auf Dauer gut geht, ist nicht bekannt.

An dieser Stelle möchten wir nocheinmal auf die Newsmeldung vom 18. Oktober 2009 Sockel 1156 ein (zu) heißes Eisen? hinweisen. Diese Meldung besagt, dass von Foxconn gebaute Sockel anfällig für zerplatze Kontakte sind. Selbiges ist unserem Core i5-750 erfahren, weswegen wir weitere Vergleichstests nicht ausführen konnten.

Wir bitten Intel um einen Ersatz und um eine Stellungsnahme.

Mit dem LGA 1156 Prozessoren wird Intel mit Bestimmtheit mehr Käufer und Fans finden, als mit den Spitzenmodellen für den Sockel LGA 1366. Dies hat einfache Gründe, einerseits ist der Anschaffungspreis für die benötigte Hardware geringer. So kostet ein Mainboard in der unteren Preisregionen wie das GA P55 UD3 nur 94€ (laut guenstiger.de; Stand 23.11.2009). Damit wird ein solides und für Fans des Übertakten eine gute Grundlage geboten, im Vergleich dazu gibt es kein LGA 1366 Board für bis 120€. Ebenfalls spielt der Preis der CPU eine große Rolle.

Aber auch die Performance leistet überzeugende Argumente. Die Benchmarks deuten an, welche Performance in diesen Prozessoren steckt und ermöglicht dem Käufer einen Einstieg in eine Leistungsstarke Region mit Blick in die Zukunft, denn die Sockel LGA 775 CPUs sterben aus und der bislang zu teure Sockel LGA 1366 kam für vielen nicht in Frage – somit hat Intel mit dem LGA 1156 eine perfekte Alternative zwischen beiden Sockeln gefunden. Altbewährtes wurde übernommen und neue Techniken, die sich bewiesen haben, ebenso. So wird die Dual-Channel-Funktion weiterhin genutzt, wie von der LGA 775 Plattform bekannt, aber nützliche Erweiterungen, wie den Turbo-Modus vom größeren Vorbild LGA 1366 wurden wiederum auch übernommen und verbessert.


Im Vergleich zwischen Core i5-750 und Core i7-870 ist selbstverständlich, dass der kleinere Core i5-750 im direkten Vergleich den Kürzeren zieht. Das Verzichten auf Hyper-Threading sowie einen geringen Takt, gewisse Performance-Nachteile im Vergleich zu seinem größeren LGA 1156 Pendant zustande kommen, ist je nach Anwendungsbereich nicht weiter schlimm. Wie in den Spielebenchmarks zu sehen, lässt sich kein großer Unterschied zwischen beiden CPUs feststellen, wer jedoch mehr auf Anwendungen setzt, der sollte den Core i7-860 ins Auge fassen, da dieser Stärken im Umgang mit Programmen hat, die auf mehrere Kerne setzen.

Wer also auf der Suche nach einer neuen CPU ist, der findet in dem Core i5-750 ein Preis/Leistungsstarken Prozessor (laut guenstiger.de 155€; Stand: 23.11.2009), der für alle momentanen Anwendungen genug Leistung bietet. Etwas bessere Leistung in den synthetische Benchmarks und für die Zukunft ausgereifter ist der Core i7-870 (laut guenstiger.de 440,53€; Stand 23.11.2009), da dieser vor allem mit der Hyper-Threading-Funktion punktet.
Schlussendlich ist es schwer zu sagen, welcher Prozessor gekauft werden soll, als erfüllte Mission kann Intel ihren Slogan „Nehalem goes Mainstream“ dennoch ansehen.