Bei solch realistischen Spielen ist es jedoch oft nicht mehr möglich, die Rennboliden wie früher mit den Pfeiltasten der Tastatur über den Asphalt zu lenken, weswegen für ambitionierte Fahrer eine Investition in entsprechendes Equipment unumgänglich ist, denn: Ein Lenkrad samt Pedalen muss her. Die Palette reicht dabei vom günstigen Modell bis zur Kombination aus echtem Recaro-Rennsitz mit Lederlenkrad und Gangschaltung.  

  Da sich nur die wenigsten so etwas leisten können oder überhaupt Interesse daran haben widmen wir uns heute dem Gametrix Chaser. Das junge russische Unternehmen will sich nun auch hierzulande etablieren und bringt mit dem Chaser – zu Deutsch Jäger, Verfolger – eine Kombination aus Lenkrad und Pedale mit ausgefeilter Technik. Denn im Gegensatz zu den meisten Lenkrädern, die den Drehwinkel durch einen variablen Widerstand (Potentiometer) ermitteln erfolgt dieser Prozess im Gametrix Chaser mittels eines Magneten und eines Sensors, allerdings erläutern wir dies nachher näher. Wir wollen euch also heute zeigen, ob es das Potential hat, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und ob es eine lohnenswerte Anschaffung für alle virtuellen Rennfahrer ist.   An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei Gametrix für die Bereitstellung eines Testmusters bedanken.

Lieferumfang - Gametrix Chaser Das Gametrix Chaser Lenkrad kommt in einem ca. 30 x 30 x 30 Zentimeter großen Karton daher, der zum Großteil in den Farben Grün und Schwarz gehalten ist. Darauf finden sich vor allem natürlich Herstellerlogo und Name, aber auch ein kleiner Überblick über die verwendete MaRS Precision Technology sowie ein Foto des eSport Champions "MrRaser", dessen Team USSR von Gametrix gesponsort wird. Abgesehen davon listet man auch die Systemanforderungen auf, die vom Chaser unterstützt werden. Zwar ist bei unserem Testexemplar noch alles auf Russisch, zur deutschen Markteinführung sollte sich das aber selbstverständlich ändern.   Im Inneren des Kartons finden sich Lenkrad, Pedale und Befestigungsmaterial verpackt in Styropor, Luftpolstern und Kunststofffolie. Das Lenkrad selbst ist mit einem knapp 2 Meter langem USB Kabel ausgestattet, was problemlos reichen sollte um das Lenkrad mit dem Rechner zu verbinden. Schade bzw. nahezu unverständlich ist jedoch, dass das Kabel an den Pedalen gerade einmal 1,35 Meter lang ist. Damit kann man gerade bei breiten Schreibtischen Probleme bekommen, weswegen der User schauen muss, wie er das Kabel am besten verlegt. Angeschlossen werden die Pedale dabei über einen Stecker, der dem eines Modemkabels ähnlich sieht und auf der Unterseite des Lenkrads eingesteckt wird.   Auf eine CD mit Treibern wurde auch hier wieder einmal vorerst verzichtet, da diese im Endeffekt nicht notwendig ist. Windows, Linux und auch Mac OS X sollten bereits einen passenden Treiber an Bord haben, ansonsten wird dieser schnell via Online Update nachgeladen. Eine Bedienungsanleitung und eine kleine Anleitung zum Zusammenbau haben wir zwar noch nicht bekommen, wird es jedoch zur Markteinführung selbstverständlich in deutscher Sprache geben. Was es jedoch zur finalen Version dazugeben wird ist eine DVD mit Demoversionen der Rennspiele Race Driver GRID, GT Legends und GTR2 sowie einem Treiber, der u.a. Force Feedback ermöglichst, und andere Software.  

Gametrix Chaser im Detail Wichtig und interessant ist allerdings natürlich auch wie sich das Gametrix Chaser in unserem kleinen Qualitäts-Check schlägt. Denn wie bereits erwähnt wurde stammt unser heutiger Kandidat aus Russland, was nur selten mit hochwertiger Technik und Verarbeitung in Verbindung gebracht wird. Und genau so wirkt das Lenkrad auch auf den ersten Blick: Viel billige Plastik. Doch das muss nichts heißen, denn es geht ja auch um die inneren Werte. Nun aber erst einmal die Analyse des Äußeren.   Der Lenkradkranz selbst ist gummiert und fühlt sich damit weich und auch nicht so kalt wie pures Plastik an. Allerdings fällt auf, dass vom Gießen noch sehr viele Kanten übrig sind, weswegen sich das Lenkrad nicht hundertprozentig glatt anfühlt. Immerhin ist der Kranz etwas ergonomisch geformt, also an manchen Stellen etwas dicker oder dünner gestaltet. Ansonsten finden sich oben links ein Steuerkreuz und oben rechts vier Tasten, die beide optimal mit den Daumen erreichbar sind. Tasten 5 und 6 sind die beiden Schaltwippen, Tasten 7 – 12 sind über das Lenkrad verteilt. Nummer 13 ist der große Knopf mit Logo in der Mitte, 14 und 15 der zusätzliche Schaltknüppel auf der Oberseite.  

  Dort finden sich außerdem auch zwei Luftauslässe, die dem Chaser eine sportliche Optik verleihen sollen. Was uns jedoch viel mehr verwundert ist das silberne, kreisförmige Etwas auf der linken Seite. Zuerst vermuteten wir, dass es sich um einfache Dekoration handelt, allerdings verwirrt dann ein kleiner Punkt, der die aktuelle Stellung anzeigt sowie jeweils ein kleines offenes und geschlossenes Vorhängeschloss gegenüber. Drehen lässt sich das Ganze dennoch nicht, dann es hat auch eine leicht ovale Form und auch der Hersteller bestätigte, dass es sich nur um Deko handelt.  

  Auf der Unterseite finden sich 5 runde Gummifüße, die ein Verrutschen des gesamten Aufbaus erfolgreich verhindern. In einer kleinen Ausbuchtung prangt ein Schild mit der Aufschrift „Steering Wheel“ und „Made In China“, was uns kurz und knapp den Ursprungsort verrät. In diese kleine Ausbuchtung kommt auch der Stecker der Pedale, der dafür jedoch erst zusammen mit dem USB Stecker durchgefädelt werden muss. Das ist schade, denn so sollte man Lenkrad und Pedale stets zusammen wegräumen ohne das Kabel zu trennen, da sonst ein schneller Aufbau nur Wunsch statt Realität bleibt. Befestigt wird das Lenkrad über zwei "Schraubzwingen" und ein weiteres Teil, die es fest gegen den Tisch drücken und damit jedes Wackeln verhindern.  

  Die Pedale sind relativ groß gestaltet und haben auf der Unterseite 4 Gummifüße, die sowohl auf Teppich als auch auf Laminat relativ rutschfest sind. Was ein wenig verwirrt ist der Fakt, dass das Bremspedal einen steileren Anstellwinkel als das Gaspedal hat, wodurch es sich nicht ganz so angenehm durchdrücken lässt. Ansonsten besteht es komplett aus Kunststoff, der auf der Oberseite in Blechoptik gegossen ist. Das Kabel, welches von der Pedale zum Lenkrad geht, lässt sich dabei entweder nach links oder rechts herausführen, wie auf dem zweiten Bild zu sehen ist.  

  Technische Details: - Lenkrad und Pedale setzen auf MaRS Magnetsensoren - Genauigkeit des Lenkrads: 0,06° - Force Feedback - 4-Achsen-Aufbau (Lenkrad, Gas, Bremse, Gas & Bremse kombiniert) - Lenkrad Durchmesser: 255 Millimeter / 10 Zoll - Drehbereich: 250° - Interner Speicher für eigene Konfigurationen - 5 Jahre Garantie Handhabung, Treiber & Co. - Gametrix Chaser Aber was nützt uns ein schönes Lenkrad, wenn man damit nicht vernünftig Rennen fahren kann? Deswegen wollen wir uns an diesem Punkt stellvertretend für den nicht vorhandenen Treiber mit zwei anderen Programmen und zwei Spielen beschäftigen. Wobei wir uns mit der Behauptung, dass ein Treiber nicht vorhanden sei, nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen, denn wir bekamen lediglich einen Treiber für die Force Feedback Unterstützung, ob noch etwas dazu kommt wird sich zeigen.   Den Anfang macht heute das erste der beiden Programme, die wir zusätzlich erhalten haben: DXTweak in der Version 4.30.229. Möglicherweise mag dieses kleine Tool für viele überflüssig sein, doch es bietet gute Möglichkeiten, seine Peripherie abseits der Windows-Kalibrierung genauer zu konfigurieren. Wie auf dem Screenshot unten zu sehen ist lässt sich eine bestimmte Prozentzahl als "tote Zone" einstellen aber auch das Verhältnis zwischen Druck auf eine der Achsen und die Signale, die der Treiber an das Spiel weiter gibt, sind variabel. Kleines Beispiel: Die Pedale lassen sich so konfigurieren, dass sie im ersten Drittel etwas sensibler und damit auch empfindlicher sind als im letzten Drittel.  

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  Das zweite Tool mit dem wir uns beschäftigen konnten ist leider etwas weniger spektakulär und hört auf den Namen VKB_JoyTester. Einziger Sinn und Zweck dieses Programms ist es kontinuierlich den aktuellen Wert jeder Achse auf dem Graphen auszugeben. Auf unserem Screenshot seht ihr dabei links die Anzahl der Ausschläge, die das Gametrix Chaser beim Loslassen bei voller Auslenkung benötigt, um wieder in die Mittelstellung zurückzukehren. Rechts im Bild wurden lediglich Gas- und Bremspedal durchgedrückt.  

  Kommen wir nun zum traurigen Teil dieses Abschnittes: Force Feedback. Wie bereits mehrfach angedeutet befindet sich das Gerät und vor allem die Software zum Teil noch in der Entwicklung und in unserem Fall war es leider nicht möglich unter Windows 7 x64 weder bei Race Driver GRID, noch bei F1 2010 oder Need for Speed: Hot Pursuit das Force Feedback zu genießen. Wir gehen allerdings stark davon aus, dass sich das bis zur Marktreife noch ändern wird und die Kunden dann ein rundum fertiges Produkt bekommen.   So viel also zum Thema Software, kommen wir nun zur Handhabung des Gametrix Chaser. Wie bereits erwähnt liegt der Lenkradkranz gut in der Hand, lässt sich fest umschließen und fühlt sich dank der Gummibeschichtung auch sehr angenehm an. Die Schaltwippen liegen direkt hinter dem Kranz und sind damit auch immer gut erreichbar und bieten einen klar erkennbaren Druckpunkt, allerdings hätten wir uns für diese einen etwas stärkeren Widerstand gewünscht, da sie sich sehr leicht durchdrücken lassen, was die Mechanik ein wenig "billig" wirken lässt.   Was wohl für die meisten echte Geschmackssache ist, ist der Fakt, dass das Gametrix Chaser eine sehr straffe Mittelstellung hat. Zwar lassen sich dennoch ohne Probleme präzise kleine Lenkmanöver durchführen, bei schnellen Aktionen wie z.B. beim Driften fällt diese Eigenschaft jedoch unangenehm auf. Der Vorteil daran ist natürlich, dass man beim Loslassen des Lenkrades immer hundertprozentig gerade aus fährt. Allgemein bietet es aber auch einen guten Widerstand beim Lenken und schwingt nach dem Loslassen bei maximaler Auslenkung nur wenig hin und her (siehe JoyTester). Leider ist es zum Ende unseres Tests ein klein wenig wackelig geworden, was aber nicht weiter stört. Hier macht sich auch das wohl wichtigste Feature bemerkbar: Die MaRS Technologie von Philips. Lenkvorgänge erfolgen durch die Messung des magnetischen Feldes extrem präzise, was gerade bei Simulationen wie Need For Speed Shift und F1 2010 von enormer Bedeutung ist. Doch auch die Pedale sind mit dem magnetischen Sensor ausgestattet und arbeiten dadurch sehr genau.   Bevor wir ihn vergessen wollen wir auch dem Schaltknüppel auf der Oberseite noch einen kleinen Abschnitt widmen. Dieser ist vermutlich für die Rallye Fahrer unter uns gedacht, die auf die Schaltwippen lieber verzichten. Leider ist dieser sehr wackelig und wirkt auch wieder billig, gibt aber beim Drücken oder Ziehen immerhin durch ein gut hörbares Knacken ein deutliches Feedback.   Sehr positiv aufgefallen ist uns die Platzierung der Knöpfe am Lenkrad. Steuerkreuz und die Buttons 1-4 lassen sich problemlos mit dem Daumen erreichen, wer über lange Finger verfügt kommt auch problemlos an die Tasten 9-12. Wer mehr Tasten während des Rennens benötigt wird Wohl oder Übel kurz die Augen vom Bildschirm zum Lenkrad schwenken lassen müssen, jedoch sollte das möglichst auf einer Geraden geschehen. Schön ist auch, dass alle Buttons einen angenehmen Druckpunkt bieten.   Zu den Pedalen gibt es abschließend nicht viel zu sagen, außer dass auch sie einen angenehmen Widerstand und auch eine angemessene Größe bieten. Allerdings wäre es unserer Meinung nach besser gewesen, das Bremspedal im selben Winkel wie das Gaspedal anzubringen, da es sich so schlichtweg komfortabler durchdrücken lässt. Die künstliche Blechstruktur ist sicherlich auch Geschmackssache, erfüllt aber als Fußablage ihren Zweck. Fazit - Gametrix Chaser Wie immer wollen wir zum Schluss nochmals alle wichtigen Punkte zusammentragen um zu einem Urteil über das Gametrix Chaser zu kommen. Mit dem Kauf des Gametrix Chaser macht man generell nichts falsch, es handelt sich um ein solides, gut verarbeitetes Lenkrad samt Pedalen, die mit der neusten Technik ausgestattet sind. Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn man auch ein paar edlere Materialien wie (Edel-)Stahl verbaut hätte, doch dann würde der Preis locker in die Regionen des Logitech G27 steigen. Und es ist eben auch nicht in der Schweiz entworfen worden, sondern „designed in Russia“.   Das große Problem ist vermutlich schlichtweg, dass es sich bei unserem Testgerät noch um ein Vorserienprodukt handelt, bei dem zumindest die Software noch nicht komplett entwickelt ist. Wie bereits erwähnt war bis zum heutigen Zeitpunkt auch kaum deutsches Material vorhanden, aber an einer Bedienungsanleitung und einem passenden Karton wird bereits fleißig gearbeitet. Basierend auf der MaRS Technologie sollte das Chaser allerdings einen guten Start in Deutschland hinlegen können.  

  Wirkliche Minuspunkte hat es abgesehen von der bisher fehlenden softwareseitigen Unterstützung von Force Feedback nicht wirklich. Ein größerer Drehbereich des Lenkrads wäre vielleicht ganz interessant, um den Realismus zu steigern, aber nicht notwendig. Im Grund sind es nur kleine Qualitätsmängel, wie die "schwachen" Schaltwippen und ein wenig Leder am Lenkrad könnte auch nicht schaden, allerdings würde das alles den Preis weiter steigern. Abschließend bleibt also zu sagen, dass es durchaus ein gutes Lenkrad ist. Wer jedoch auf der Suche nach einem perfekten Lenkrad ist, sollte tiefer in die Tasche greifen.   Dass ein ordentliches Lenkrad auch eine gute Stange Geld kostet sollte jedem bewusst sein, der plant, sich so etwas zuzulegen. Das Gametrix Chaser wird hierzulande von Eolize vetrieben werden und soll zu einem Preis von ca. 90 Euro den Handel erreichen. Die übersetzte EU-Version wird gegen Anfang / Mitte April verfügbar sein, die Bulk-Version (vermutlich ohne Anleitung etc.) bereits kurz nach der CeBIT Anfang März. Eine klare Empfehlung bekommt es von uns dennoch nicht, vor allem wegen der Kinderkrankheiten und kleinen Mängel. Ambitionierte Racer sollten sich vielleicht überlegen, lieber in ein gebrauchtes Logitech G25/G27 Lenkrad zu investieren.