Welche Features der Wii U von Ubisofts Launchtitel genutzt werden und wie das Spiel sich in einem Genre schlagen kann, welches von der Resident Evil Reihe quasi gegründet wurde, erfahrt ihr in unserem Test.

ZombiU Cover

Nintendo war bisher nie für atemberaubende Grafikleistung, im Vergleich zur Konkurrenz, bekannt und setzte daher meistens auf ausgefallene Spiele oder in jüngerer Vergangenheit auf einfallsreiche Steuerungsmöglichkeiten. Nun kann Nintendo zum ersten Mal auch auf visueller Ebene mit den Mitbewerbern gleichziehen. ZombiU zeigt eine sehr gute und düstere Atmosphäre. Die Grafik ist detailliert und das Leveldesign ist meistens sehr aufwendig gestaltet. Hier wurden allerdings in Übergangsgebieten wie Tunnel gerne die gleichen Räume an verschiedenen Orten benutzt, was unangenehm auffällt, da es die Orientierung erschwert. Zwar kann die Konsole natürlich nicht mit einem High-End PC mithalten, aber übertrifft trotzdem unsere bisherigen Erwartungen.

ZombiU Screenshot 01

Wenn man bedenkt, dass sich bei der PlayStation 3 und der Xbox 360 die Qualität der Spielgrafik mit der Zeit verbessert hat, verspricht ZombiU schon jetzt brillante zukünftige Spiele auf dieser Konsole.

ZombiU Screenshot 02

Die Soundeffekte sind gut gelungen und spiegeln die düstere Atmosphäre gut wieder. Während Kämpfen wird angeregte Hintergrundmelodie gespielt, was die Aufregung des Spielers steigern kann.

In Sachen Steuerung war Nintendo schon bei der Wii ein Vorreiter. Bei der Wii U wurde nun allerdings die platz-intensiven Bewegungssteuerung etwas zurückgefahren und mit dem Wii U Gamepad inklusive hochauflösendem Touchscreen eine andere Richtung eingeschlagen. Zwar beinhaltet dieser auch Bewegungssensoren, doch werden sie eher nicht für Schläge wie beim Tennis genutzt, sondern verwandeln das Wii U Gamepad mit dem eingebauten Bildschirm in eine Art bewegliches Fenster in die Welt des jeweiligen Spiels.

Die meiste Zeit nutzt der Spieler die beiden Analogsticks zum Laufen und Umsehen, der Touchscreen beherbergt währenddessen eine Karte samt Lebenszeichenscanner. In den oberen Ecken befinden sich sechs Schnellwahl-Slots für Waffen, Taschenlampe, Medipacks und alle anderen Gegenständen, welche nützlich angewandt werden können.

Den Rucksack, welcher das gesamte Inventar inklusive Spielerstatistik und Missionsbeschreibungen beinhaltet, erreicht man indem von oben über den Touchscreen gestrichen wird. Mit Hilfe einfacher Drag and Drop Gesten kann das Inventar (aus-)sortiert oder auch getötete Zombies um ihre Besitztümer erleichtert werden. In dieser Zeit wird das Spiel allerdings nicht pausiert und der Spieler ist leichte Beute für schnellere Zombies.

Das Wii U Gamepad ist tiefer in das Spiel verwurzelt als es anfangs den Anschein macht. So erhält der Spieler von einem ihn lotsenden Überlebenden einen Scanner, welcher dem Wii U Gamepad verbüffend ähnlich sieht und mit dem man schon aus der Ferne verschiedene Gegenstände und Lebewesen analysieren kann. Dabei wird das Display des Wii U Gamepads von der Karte auf einen Scan-Modus umgeschaltet und der Spieler kann entweder über das rechte Joypad oder durch das Bewegen des gesamten Wii U Gamepads die Umgebung betrachten. Im Gespräch hat ein Entwickler gegenüber PCMasters.de bestätigt dass diese Ähnlichkeit beabsichtigt ist um den Spieler mit dem GamePad vertraut zu machen.

ZombiU Screenshot 03

Die meisten Aktionen während der Bewegung werden über die vier Schultertasten getätigt, so dass man das Wii U Gamepad bequem an den Seiten halten kann. Im Kampf nutzt man die unteren beiden Schultertasten um Zombies wegzustoßen oder zu schlagen bzw. zu zielen und zu schießen. Lediglich für Interaktionen mit der Umgebung benötigt der Spieler noch die Aktionsknöpfe, vornehmlich die Taste „X“ um Leichen zu plündern, über Gegenstände zu klettern oder in Schächte zu kriechen.

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Überlebenden einer Zombie-Apokalypse in London. Im Gegensatz zu vielen anderen Zombie-Spielen ist dieser aber kein Cop, Soldat oder Waffenspezialist, sondern wird zufällig generiert und kann vom Bauarbeiter bis zur Managerin alles sein. Im normalen Spielmodus wird zusätzlich der Name der Spielfigur zufällig (aber natürlich dem Geschlecht entsprechend) gewählt, da sich wohl nicht jeder nach dem Sterben wieder einen neuen Namen ausdenken möchte.

Als Ausgangspunkt dient das sogenannte „Safehouse“, ein gut gesicherter Bereich eines U-Bahnhofs der von einem Typen namens „Prepper“ vorbereitet wurde (was ihm diesen Spitznamen verlieh). Im Safehouse angekommen bekommt sammelt man zuerst das Prepper-Pad auf, welches wie schon erwähnt das Wii U Gamepad im Spiel wiederspiegelt. Danach wird der Spieler losgeschickt, den Rucksack des vorherigen Überlebenden einzusammeln der, da er nicht auf Preppers Ratschläge gehört hat, nun als Zombie in einem Metallrolladen eingeklemmt ist. Hier findet sich auch die erste Waffe: ein Cricket-Schläger mit dessen Hilfe „John Doe“ (wieder) in die ewigen Jagdgründe geschickt wird. Im Rucksack befindet sich eine Pistole, etwas Munition und ein Verbandskasten. Schon hier unterweisen die ersten Einblendungen den Spieler über die Handhabung des Wii U Gamepads, jedes mal wenn etwas neues gemacht werden muss, erscheinen entsprechende Einblendungen im normalen Spielverlauf, wodurch der Spieler nicht von einem abgeschotteten Tutorial-Level gelangweilt wird.

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Prepper erklärt, dass er (und der Spieler) durch die Überwachungskameras (Englisch: CCTV) die Gegend im Auge behalten können, sobald die Verteilerkästen mit dem Prepper-Pad gescant wurden. Einerseits kann man auf diese Weise an den Monitoren im Safehouse überprüfen, wo es Vorräte und Munition zu finden gibt, andererseits wird eine Umgebungskarte des Gebiets freigeschaltet, was unterwegs beim Sondieren der Umgebung äußerst hilfreich ist. Denn das Pad beinhaltet einen Lebenszeichenscanner der auch durch Wände hindurch funktioniert. Dieser ist für schreckhafte Spieler allerdings ein zweischneidiges Schwert, da man schnell einen Schwarm Raben oder ein paar Ratten auf dem Radar für Zombies halten kann.

An bestimmten Orten im Spielverlauf können Kanaldeckel geöffnet werden um Abkürzungen zum und vom Safehouse frei zu schalten, was zum Sichern des Spiels, aber auch zum schnelleren zurückfinden beim Versagen nützlich ist.

Vorsichtiges Vorgehen ist das A und O in ZombiU, denn auch ein einzelner Zombie kann, wenn man sich ungeschickt anstellt, das Aus bedeuten. Verliert man zu viel Gesundheit, oder fällt ein Zombie die Spielfigur an (indem er sie bei den Schultern Packt und zu Boden wirft) wird man gebissen und selbst zum Zombie. Für den Spieler ist an dieser Stelle erst einmal Schluss und er wacht kurze Zeit später als ein anderer Überlebender im Safehouse auf. Wieder nur mit dem Start-Equipment (Schläger, Pistole und einem Verbandskasten) ausgestattet. Die vorherige Spielfigur wandelt für einige Zeit in dem Gebiet umher, in welchem der Spieler gestorben ist. Sollte man durch eigenes Verschulden (Verbrennungen oder einem Sturz aus großer Höhe) gestorben sein, findet man direkt seine Leiche vor, ansonsten muss man den Zombie des Vorgängers töten, bevor man wieder an die bereits gesammelten Vorräte und Waffen gelangt.

Zombie-Horden wie in Left 4 Dead oder anderen Bleigeladenen Zombie-Spielen bleiben in ZombiU zum Glück aus, denn viel Munition findet man selten, was den Cricket-Schläger zur bevorzugten Waffe macht, um sparsam mit Kugeln um zu gehen. Sollte man es doch einmal mit mehreren Infizierten zu tun bekommen, so kann man auf ein paar Granaten, Tretminen oder Molotov-Cocktails zurückgreifen, die man sich für solche Momente aufheben sollte. Auch hier ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, denn der falsche Gebrauch dieser Gegenstände kann nach Hinten losgehen.

Auch wenn der Scanner die meisten Zombies aufdecken kann, so gibt es immer noch einige Überraschungen für den Spieler, da auch herumliegende Leichen plötzlich wieder erwachen können, die vorher keine Lebenszeichen von sich gegeben haben, oder durch bestimmte Aktionen zusätzliche Untote erscheinen. Es gilt: nichts ist mit Sicherheit tot, solange es noch einen Kopf hat.

Und diesen von den dazugehörigen Schultern zu bekommen ist nicht immer leicht, denn auch infizierte Polizisten in voller Panzerung streifen durch die Häuser und Straßen von London. Es benötigt einige Schläge um den Helm zu knacken und auch dann sind die Leichen der früheren Hüter von Recht und Ordnung widerstandsfähiger als der Durchschnittszombie. Hier hilft taktisches Vorgehen, denn ist der Helm erst einmal unten, kann der Zombie durch einen gezielten Schuss ins Bein zu Fall gebracht und der Schädel mit einem kräftigen Tritt als Gnadenstoß zertrümmert werden.

Um sich Zeit zu verschaffen, beispielsweise zum Verarzten von Wunden, oder dem Nachladen der Waffen, können Türen Verbarrikadiert werden (vorausgesetzt man hat Bretter zur Hand). Dauerhaft hält eine Tür dem Angriff von Zombies zwar auch dann nicht stand, aber es reicht um gefahrlos den Rucksack durchstöbern zu können, oder einen Vorsprung in Richtung Safehouse-Abkürzung zu gewinnen.

Sobald man im Buckingham Palace auf einen Wissenschaftler in einem bunkerähnlich ausgebautem Labor trifft, muss man ein paar Dokumente für ihn beschaffen. Doch diese gefährlichen Ausflüge bleiben nicht ohne Belohnung, denn man bekommt eine besondere Spritze, mit der man bei manchen (nochmal getöteten) Zombies ein Viruzid entnehmen kann dass wiederum gegen andere Zombies nützlich ist. Fällt ein Zombie den Spieler wie oben beschrieben an, kann dieser die Spritze in den Hals des Untoten jagen und ihn auf diese Weise sofort töten. Allerdings kann nur eine Dosis dieser Notfall-Waffe aufbewahrt werden und nicht jede Zombieleiche ist dazu geeignet, die Spritze wieder zu nachzufüllen.

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Recht schnell stellt sich heraus, dass man nicht der letzte Überlebende in der Stadt ist, denn eine Gruppierung die sich „Die Raben von Dee“ nennen, haben eigene Verstecke und Sicherheitsräume eingerichtet, welche man im Verlauf der Spielgeschichte findet und durch Rätsel (und mit Hilfe eines später erlernten Geheimalphabets) öffnen kann. Hier können sich Vorräte oder Speicherorte befinden. Die Raben von Dee versuchen eine Evakuierung einzelner Mitglieder per Hubschrauber, der man sich anschließen möchte. Leider schlägt diese Fehl und der Spieler wird wieder vom Prepper durch die weitere Geschichte geleitet.

Manche Schauplätze sind Makaber oder gar ein eigentliches Tabu-Thema in Zombie-Spielen bzw. Filmen. Beispielsweise muss der Spieler in einem Abschnitt durch einen Blutverschmierten Kindergarten manövrieren und dort für einen Tankstellenbesitzer Medikamente besorgen, um an Benzin zu kommen. Auf den Einsatz zombifizierter Kinder wurde aber zum Glück verzichtet, auch wenn man in Tonbandaufnahmen die Erzieherinnen schreien hört.

Schon einmal durchstreifte Gebiete werden mit dem Freischalten zusätzlicher Fähigkeiten des Pads oder dem Erhalt neuer Gegenstände (beispielsweise C4 Sprengstoff) für einen erneuten Besuch interessant, da neue Wege freigelegt oder besondere (Raben-) Verstecke geöffnet werden können. Vor Allem das dritte Upgrade des Prepper-Pads, welches nun das Knacken von Keycard-Schlössern erlaubt, lässt den Spieler in alte Gebiete zurückkehren um die Neugier zu stillen, was hinter den verschlossenen Türen wartet.

Innerhalb der Kampagne ist der Spieler auf sich allein gestellt. Ein lustiges Feature bringt allerdings trotzdem die Charaktere anderer Spieler (oder was von ihnen übrig ist) ins eigene Spiel: Erreicht ein Spieler seinen eigenen Zombie nach dem Tod nicht schnell genug, kann dieser in den Kampagnen anderer Spieler erscheinen, mitsamt seinem Rucksack und dessen manchmal reichhaltigen Inhalt. So hilft man eventuell einem anderen Spieler (ungewollt) sich neu auszurüsten oder bekommt selbst unerwarteten Nachschub an Munition, Verbandszeug und Waffen. Dies kann natürlich nur vorkommen, wenn die eigene Konsole auch mit dem Internet verbunden ist.

Wenn ein Spieler in der Kampagne einmal nicht weiter weis und Rat braucht, ist dieser auch nicht weit.Im Mii-Verse (eine speziell eingebundene Community-Funktion der Wii U, siehe dazu unser Review zur Nintendo Wii U) zu ZombiU kann, während das Spiel pausiert ist, nach Hilfe gefragt werden. Per Freundesliste kann man natürlich auch seine Freunde konsultieren.

Im Multiplayer-Modus haben wir leider nur die Möglichkeit zu zweit an einer Konsole zu spielen. Hier wäre eine Nutzung der Internet-Funktionen sicher interessant gewesen, allerdings lies sich Ubisoft für diesen Offline Multiplayer etwas komplett neues einfallen: Asynchroner Multiplayer. Während ein Spieler auf dem Fernseher in gewohnter Manier Zombies tötet (nun allerdings mit dem Pro Controller oder der Kombination aus Wii Fernbedienung und NunChuck), spielt der andere Spieler den "König der Zombies" am WiiU Pad und kann dort auf einer Übersichtskarte entscheiden, wo und welche Zombies spawnen sollen. Jeder Zombie kostet Energie, die sich nur langsam regeneriert, um ein wahlloses Massenspawnen zu unterbinden. Durch das Spawnen von Zombies und das Töten des Gegners erhält der König der Zombies Erfahrung und neue Level, bei denen er neue Zombies freischalten oder seine bisherigen Zombies verstärken kann. Der Überlebende wiederum schaltet mit dem Töten von Zombies Power-Ups (z.B. Double-Damage) oder Nachschub (z.B. Automatischer Geschützturm) frei, welche auf der Karte spawnen und eingesammelt werden können. So wird das Match mit der Zeit immer anspruchsvoller.

Hier stellt Ubisoft zwei Modi zur Verfügung:

Im Todeskäfig geht es ums reine Überleben, denn in einem abgeschlossenen Bereich muss der erste Spieler mit seiner knappen Munition möglichst lange gegen den König der Zombies bestehen, welcher seine Untoten Diener aus verschiedenen Richtungen angreifen lassen kann. Einzelne herumliegende Waffen und Gegenstände helfen dabei, länger am Leben zu bleiben, aber auch taktisches Vorgehen ist gefragt, um nicht in die Ecke getrieben zu werden.

Der "Sturmangriff" erinnert an typische Conquest-Modi aus anderen Spielen. Hier müssen beide Spieler versuchen eine vorher festgelegte Anzahl an Flaggen ein zu nehmen und natürlich den Anderen genau daran zu hindern. Hierfür hat der König der Zombies nun zusätzliche Untote, die sich nur mit dem Einnehmen von Flaggen beschäftigen, allerdings sonst Wehrlos sind. Dieser Modus verlangt von beiden Spielern wesentlich mehr Taktik als im Todeskäfig.

Ubisofts erstes Videospiel namens Zombi aus dem Jahre 1986 dürfte heute nur noch Wenigen bekannt sein, ZombiU wird aber noch auf Nintendos neuster Konsole noch eine ganze Weile für Gruselstimmung sorgen. Das neue Wii U Gamepad wird sehr gekonnt mit in das Spielgeschehen einbezogen. Der Einzelspieler Modus ist anspruchsvoll, aber lösbar und verspricht viele Stunden Gruselspaß mit einer Kombination von Rätseln und Kämpfen in einem schaurig schön nachempfundenen London unserer Zeit. Die Munitionsknappheit zwingt den Spieler in anderen Denkmustern zu arbeiten als in den meisten anderen Zombie-Spielen.

Die Abstände zwischen den Speicherorten bzw. den Abkürzungen zum Safehouse sind allerdings manchmal zu groß (>1 Stunde Spielzeit) gewählt und bringen so eine erzwungen lange Inanspruchnahme des Spielers mit sich, da man seinen Fortschritt nicht durch Abbruch des Spiels verlieren möchte.

Alles in allem ist ZombiU aber ein gelungenes Spiel für Einsteiger und Fortgeschrittene in diesem Genre, die Steuerung ist intuitiv und durch die oft wechselnden Orte und Rätsel schafft es das Spiel sehr kurzweilig zu sein. Der Multiplayer Modus hätte etwas besser Ausgebaut werden können, aber das Augenmerk des Spiels liegt offensichtlich ohnehin auf der Einzelspieler Kampagne, daher erhält ZombiU von uns folgende Bewertung:

ZombiU Award