Erfahrungen + User-Review: Tokina SD 11-16 F2.8 (IF) DXII

Super-Moderator
Seit ein paar Tagen nenne ich ein Super-Weitwinkel-Zoom Namens Tokina SD 11-16 F2.8 (IF) DXII mein Eigen.
Ich bin hin und her gerissen und habe sicher ein paar graue Haare mehr.
Ich bin (inzwischen) hochzufrieden und gleichzeitig auch etwas verärgert.
Aber, dies ist eine lange Geschichte. ;)
Eine Geschichte, die ich hier gern in kurzer Form erzählen will.
Ist dieser Punkt abgehandelt, soll mein neues Objektiv gleich mal in einem kleinen Review vorgestellt werden.

20151115-_dsc1499eisej.jpg

Die Linse, die im Übrigen einen sehr wertigen, äußerst soliden Eindruck macht, aus dem bestens gepolsterten, sehr stabilen Karton ausgepackt, an den Body geschraubt, die ersten Probeschüsse absolviert, und ...
... erst einmal überhaupt nicht gefreut. :(
Ganz das Gegenteil war der Fall!

Der Autofokus scheint ein gewisses Eigenleben in Form eines gewaltigen Front-Fokus zu führen.
Was heißt hier - "scheint"?
Die Linse hat einen Front-Fokus vom Allerfeinsten(!!!)

Das war so:
Ich hatte auf Unendlich scharf stellen lassen, während das Resultat eine, sich faktisch übers ganze Bild erstreckende, diffuse, gleichmäßig schwammige, nicht-hinnehmbare Unschärfe war.
Nur ein Objekt, welches sich so etwa einen Meter vor der Linse befand, wies eine etwas bessere, aber eigentlich immer noch nicht wirklich gute Schärfe auf.
Für den normalen Foto-Freund wäre das sicher ein Grund gewesen, das Objektiv zum Händler zurück zu schicken.
So weit, so schlecht.
So ärgerlich ...

Noch einmal etwa 20 cm äher ans Objekt heran, wieder aufs Unendliche scharf gestellt, und plötzlich war wenigstens das (Störer-)Objekt scharf und hatte eine gute Fein-Auflösung in seiner Oberflächen-Struktur.
Ja, eigentlich toll, oder zumindest teilweise toll,weil das Problem zwar erkannt, keineswegs jedoch beseitigt war.
Scharfstellen, zumindest wenn man das Focus-Peaking (bei Sony - "Kantenanhebung") nutzt,
war teilweise möglich.
Teilweise, weil: Solange man nicht wirklich was sehr weit weg Befindliches scharf haben wollte, ging es mit dieser Methode.
Leider aber nicht bis zum Horizont, genauer (bei Offenblende) allenfalls so bis etwa 5, vielleicht auch 6 Meter, weil man ja den Einstell-Ring nicht weit genug über die Unendlich-Stellung hinaus gedreht bekommt.
Also ist das Objektiv noch immer, man kann es ja nicht vernünftig und in allen Situationen verwenden, absolut unbrauchbar.
Ärgerlich ... *grummel*

Aber, halt ... (!!!)

Nun endlich zu der guten Nachricht.
Gut, dass es bei den neueren SLTs von Sony die Möglichkeit gibt, diesen Fehler zu korrigieren.
Gut, dass ich mich dereinst, ohne damals diesen Vorteil schon zu kennen, zu einer Sony Alpha 77 II entschieden habe. :)

Ich kann mit Korrektur-Werten (bei Sony "AF Microeinstellung" genannt) von Null bis zur Zwanzig arbeiten. Natürlich, weil Objektive ja durchaus auch mal einen Back-Focus haben können, in positiver und negativer Richtung. Es stehen also insgesamt 40 Korrektur-Möglichkeiten zur Verfügung. Damit sollte so ziemlich jeder auftretende AF-Fehler behebbar sein.
Bei plus Neun war der für meine Linse augenscheinlich beste Wert gefunden.
Der Fokus sitzt nun genau da, wo er sitzen soll.
Sowas kann man so lange frei probieren, bis das beste Resultat entsteht, man kann einen auf dem Boden liegenden Zollstock (so etwa im 45-Grad-Winkel) fotografieren oder man arbeitet mit einem Fokus-Testchart.
Ich habe mir so einen Fokus-Chart ausgedruckt und damit gearbeitet. (Vielen Dank an Traumflieger!)

Diese Einstellung wirkt übrigens nur und exklusiv für dieses Objektiv. Andere Linsen bleiben entweder unkorrigiert oder können ggf. andere Korrektur-Werte verpasst bekommen.
Der Body "merkt" ja, was für ein Objektiv er angeschraubt bekommt und kramt sich dann den passenden Korrekturwert aus seinem "Gedächtnis".

Ja, jetzt wird der Bereich, auf den ich scharf gestellt habe, wirklich scharf, alles wird wunderbar fein aufgelöst und die Methode mit dem Focus-Peaking, natürlich auch der Auto-Fokus, funktioniert von etwa 35 cm bis unendlich, genau so wie es sein soll.
(Oder fast so, wie es sein soll. Der Breich zwischen der Naheinstellgrenze und den besagten etwa 35 Zentimetern ist noch immer nicht gut zu gebrauchen. Was aber nicht weiter stört.)
Gerettet ... *ganzbreitgrins* ;)

Ansonsten zur Linse, bzw. meine Bewertung:

-> Schärfeleistung: # Bombastisch, - auch bei Offenblende f/2,8! Super ...

-> Verzeichnungen (an APS-C): # Wenig bis eigentlich überhaupt nicht bemerkbar. Bei 11 mm Brennweite offenbart erst das Korrektur-Profil aus dem Lightroom, dass es eine Tonnen-Verzeichnung gibt. Bei 16 mm ist es hinsichtlich der Verzeichnung ziemlich Wurst, ob man den Lightroom korrigieren lässt. Sehr gut ...

-> Vignettierung (an APS-C): # Ja, sie sind, zumindest bei 11 mm durchaus vorhanden. Direkt als störend, weil letztlich wahrscheinlich nur ein paar Helligkeits-Prozent, empfinde ich die entstehende Vignette nicht. Bei 16 mm wird man sie erst gewahr, wenn man den Lightroom dagegenhalten lässt. Insgesamt also gut ...

-> Kontraste/Micro-Kontraste: # Na ja, könnte besser sein, was aber nicht heißen soll, dass man mit der gebotenen Leistung unzufrieden sein müsste. Es ist ausdrücklich nicht so, dass die Fotos derb flach wirken würden. Meine Wertung heißt noch gut ...

-> Chromatische Aberration: # Ich habe ums Verrecken nichts Derartiges in den Fotos ausfindig machen können. Also, in dieser Hinsicht alles bestens ...

-> Zwei Einstellringe (Brennweite und Focus): # Gut und griffig gummiert, auf jeden Fall breit genug, um auch mit Handschuhen bedient werden zu können. Imho etwas zu schwer-gängig, was aber im Zweifelsfall ziemlich sicher verhindert, dass man ungewollt etwas verstellt. Also kein wirklicher Kritikpunkt. Gut so ...

-> Fokus-Motor: # Rasend schnell und äußerst leise, Man hört nicht den Motor selbst. Was man hört ist das ganze Objektiv, welches ein leichtes, jedoch wenig störendes Klacken äußert, wenn der Fokus-Punkt gefunden ist und die (intern im Objektiv) bewegten Massen aprupt abgebremst werden. Meine Wertung: Gut bis sehr gut.

-> Filterring: # ich habe schon Schlimmeres erlebt. Beispielsweise Filterringe aus zu dünnem und zu weichem Alu, die nach einem unvorsichtigen Rempler keine Filter mehr annehmen wollten bzw. konnten. Dieser hier ist ziemlich dick-wandig, allerdings augenscheinlich aus Plastik, was letztlich doch einen faden Nachgeschmack hinterläßt.
Filter lassen sich leicht, gut und ohne viel Fummelei bombenfest, gleichzeitig aber doch gut wieder lösbar, aufschrauben. Der Rand normal hoher Filter wird im Bild augenscheinlich nicht sichtbar. Zumindest so, wenn das Objektiv an einer APS-C-Kamera sitzt. Insgesamt genügend bis gut, auch wenn es hier wegen der Material-Wahl einen kleinen Kritik-Punkt gibt.

-> AF-Schalter: Der Focus-Objektivring ist gleichzeitig der AF-Schalter. Nach vorn über einen definierten, gut merkbaren Druckpunkt geschoben, wirkt der AF, nach hinten gezogen, muss und kann man sich selbst ums Fokussieren kümmern. Das hat mit gefallen, weil das fummelige Suchen des Schalters und seine, bei anderen Optiken oftmals nicht minder fummelige Bedienung, wegfallen. Bestens ...

-> Objektiv-Body: Plastik mit der Anmutung brünierten Aluminiums. Mehr Schein als Sein. Trotzdem kein Anlass zu scharfer Kritik. Gut ...

-> A-Mount: # Sehr dickwandig, aus solidem Alu. Die elektrischen Kontakte hinterlassen einen vertrauenerweckenden Eindruck. Sitzt das Objektiv auf dem Body, ist keinerlei Spiel erfühlbar. Sehr gut gemacht ... sag ich mal, nachdem ich auch schon Anderes kennengelernt habe.

-> Zubehör: # Es wird eine Plastik-Gegenlicht-Blende, die sicher einrastet, insgesamt einen wertigen und fast schon unkaputtbaren Eindruck macht, mitgeliefert. An APS-C zeichnet sich das Teil nicht mit im Bild ab. Der Aufsetz-Punkt ist gekennzeichnet. Prima, wo doch einige andere Objektive solches Zubehör nicht mit im Lieferumfang haben.

Daraus ergibt sich eine Gesamt-Wertung von "gut mit eindeutiger Tendenz zu sehr gut".

Den Preis, von unter 500,- EUR, in Relation gesetzt, die Möglichkeit, dass auch andere Foto-Jünger möglicherweise eine Linse mit AF-Fehler bekommen könnten, mal gnädig außer Acht gelassen, bekommt diese Linse meine Empfehlung.
Ich meine, der anfangs beschriebene AF-Fehler tritt ja schließlich nicht immer auf.
Und ziemlich sicher wird auch nur ein kleiner Teil aus der Produktion diesen Fehler haben.
An meiner Alpha 55 ist die Linse ohne Korrektur, die dort allerdings auch gar nicht machbar wäre, mit einem allenfalls im absoluten Nahbereich störenden, ganz leichten Back-Fokus nutzbar.

Es ist einfach mal was ganz Tolles, mit einer derartig scharfzeichnenden, superweitwinkligen Linse zu arbeiten. Für mich ein Must-Have, weil ich nun Landschaften und Städte-Ansichten nicht mehr zusammenstückeln muss. In Innenräumen, etwa für Party-Schnappschüsse oder für Übersichten, ist sowas imho auch unverzichtbar.

Die derzeitige Freude lässt mich die Start-Schwierigkeiten fast vergessen.


Der Anfang, nachdem ich noch einmal etwas näher an das Balkon-Gitter heran gerückt bin. Fokussiert wurde auf die Bäume rechts vom Fahnen-Mast.


Fokus-Finder vor der Korrektur. Fokussiert wurde auf den Piepmatz in der Bildachse.


Fokus-Finder mit Korrekturwert +9, ebenfalls auf den Vogel fokussiert.


Beispielfotos nach der Korrektur.

Sodala.
Ich hoffe, ich habe Euch nicht über Gebühr gelangweilt.

Das hier vorgestellte Objektiv, natürlich auch für Nikon und Canon zu haben, soll nach seiner Beschreibung auch fürs Vollformat taugen.
Dies konnte ich leider nicht testen.
(Meine Frau wird verrückt, kündigt mir wömöglich, wenn ich mir nun auch noch ne Alpha 99 zulege.)
 
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